Einer Göttin gleich

WEIPERATH. (urs) Im Konzertsaal Walholzkirche haben etwa 80 Liebhaber seltener Kunst "Kathak" erlebt, eine nordindische Tempeltanzkunst. "Kajal Sonali und Ensemble" entführten sie auf eine künstlerische Reise zum Subkontinent.

Wie gebannt blicken rund 80 Augenpaare nach vorne. Was ihnen die junge Frau im Altarraum der Walholzkirche bietet, ist beeindruckend. In rasantem Tempo wirbelt die seit frühester Kindheit in nordindischer Tempeltanzkunst ausgebildete "Kajal Sonali" über die kleine Fläche. Manchmal hält sie inne, mitten in der Bewegung erstarrt und wie aus Stein gemeißelt. Für einen kurzen Augenblick schweigen dann auch die um ihre Beine geschnürten Glöckchen, mit denen sie den Takt der Begleitmusik bestimmt. Doch dann dreht sie sich weiter, immer schneller. Mal scheint es, als würden ihre Füße den Boden nicht mehr berühren, mal reiht sie mit ruhiger Gestik die zuvor erklärten Bilder aneinander. Deutlich sind die sich aufrichtende Kobra zu erkennen und der alles überspannende Himmel.Familiärer Gleichklang

Wäre Kajal nicht schon so früh in "Kathak" ausgebildet worden, hätte sie wohl nie zu dieser Aussagekraft gefunden, erklärt ihr Vater Charly Wintermeyer. Er begleitet seine Tochter auf der Flöte, und sein Sohn Akaash greift trommelnd den Takt auf, den seine Schwester für "Kajal Sonali und Ensemble" vorgibt. Und das nicht nur in Deutschland. Denn der mit einer Inderin verheiratete Mann aus Winterbach im Soonwald ist seit Jahrzehnten in beiden Kulturen zu Hause. Über 30 Jahre hinweg habe er wohl 20 Jahre in mehr oder weniger großen Abständen in Indien gelebt, erzählt Wintermeyer. Den Auftritt in der Walholzkirche, wie alle Konzerte dort eine gagefreie Benefizveranstaltung für die Kirche, hatte er selbst auf den Tipp eines Freundes hin angeregt. Laut Michael Pinter vom Förderverein Walholzkirche häufen sich in diesem Jahr derlei Angebote. "Das ist phänomenal", sagt Pinter, der wie jedes Jahr ein kleines Grundprogramm für den Walholz-Konzert-Sommer zusammengestellt hatte. Doch von überall werde das Anliegen an ihn herangetragen, in der Kirche aufzutreten. Das Publikum der zwischen Weiperath und Hunolstein gelegenen Kirche weiß es zu genießen. "Es war klasse - die Verbindung mit der Kirche, diesem Klangraum und der altindischen Tempeltanzkunst", schwärmt der Hunolsteiner Thilo Grauheding: "Das war das Schönste, was ich je gesehen habe." Auch Anne Denis aus Schweich ist beeindruckt. "Anmut, Grazie, Temperament - da war alles drin." Und dazu dieses Trommeln, das so entspannend gewesen sei. Doch am tiefsten beeindruckt hat sie die Tänzerin, die sich hinterher im T-Shirt und ungeschminkt unters Publikum mischt. "Da ist sie so wie wir - aber in ihrem Tanz ist sie wie eine Göttin - unglaublich schön."

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