Engländer mischen mit

HAHN/MAINZ. Wer hätte das gedacht: Die Hunsrückbahn wird immer attraktiver. Erst war die private RP-Eisenbahn drauf und dran, über den Hunsrück zu fahren, dann entdeckte die Deutsche Bahn plötzlich das Potenzial, und jetzt mischt sogar ein ausländisches Unternehmen in diesem Pokerspiel mit.

Die britische Firma "Rail" bekundet Interesse an dem Betrieb einer Verbindung zwischen dem Flughafen Frankfurt-Hahn und Mainz. Selbst fahren wird "Rail" nicht, sondern lediglich als Vermittler fungieren. "Rail" prüft die wirtschaftlichen Bedingungen und sucht sich dann Unternehmen aus, die die Verkehrsleistungen erbringen. Zwischen dem Londoner Bahnhof Victoria und dem Flughafen Gatwick sowie zwischen den Airports Stansted und Heathrow nach London bestehen privatorganisierte Direktverbindungen. Bereits im November 2002 hatte es Gespräche mit "Rail" gegeben, bestätigte ein Sprecher des Verkehrsministeriums. Dann kamen die Sanierungs-Gespräche dazwischen. DB-Netz als Infrastruktur-Betreiber ist derzeit mit der Vorplanung durch die Bahn-Tochter DE Cosult beschäftigt. Die Ergebnisse der Vorplanung werden Ende Sommer/Anfang Herbst erwartet. Wie das Ministerium mitteilt, will man abwarten, wie viel die Sanierung der Strecke letztendlich kostet. Anschließend favorisiert die Landesregierung eine wettbewerbliche Ausschreibung. Da sind dann sowohl die Briten im Boot wie auch die DB und mögliche andere Betreiber. Im Verkehrsausschuss hat Staatssekretär Eymael die Verhandlungen mit "Rail" bekanntgegeben. Das britische Unternehmen hat eine Rechnung vorgelegt, wonach der Betrieb eigenwirtschaftlich zu leisten sei. Das hätte für das Land den Vorteil, keine Zuschüsse in die Hunsrückbahn buttern zu müssen. Dieser Vorteil würde aber dadurch erkauft, dass "Rail" lediglich eine schnelle Direktverbindung an den Rhein schaffen will und mit Regionalverkehr nichts am Hut hat. Ein Haken, der Hans-Josef Bracht stört: "Natürlich bietet sich der Hunsrückbahn nur die Chance auf Reaktivierung, weil es den Hahn gibt." Das bedeute, dass auch die Grundlast der finanziellen Aufwendungen über den Verkehr zwischen Flughafen und Rhein abzuwickeln seien. Doch warum soll es parallel zu einer schnellen Schienenverbindung an den Rhein nicht auch einen Regionalverkehr geben? "Wenn man Ergänzungszüge zu den Flughafen-Zubringern anbietet, könnte das die Kosten für den Betrieb verringern", meint der CDU-Abgeordnete. Die von der Landesregierung genannte Summe von acht bis bis zehn Millionen Euro, die jährlich für eine Nahverkehrsanbindung der Hunsrückbahn notwendig sein soll, hält Bracht für Unsinn: "Das sind Horrorzahlen, um die Erneuerung zu verhindern", meint der Abgeordnete. Kommentar aus dem Verkehrsministerium: Die Zahlen beruhen auf der normalen Berechnung für Schienenverkehr unter der Berücksichtigung der Streckenlänge, der Zugfrequenz und anderer Größen, die in solch eine Berechnung gewöhnlich einfließen.

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