Fährt sie oder fährt sie nicht?

Das war seit dem 4. August bei der Hunsrückbahn ein ums andere Mal die Frage. Mal fuhr sie, mal fuhr sie nicht. Zurzeit fährt sie nicht. Der Betrieb auf den nagelneuen Gleisen ist bis auf Weiteres eingestellt.

Emmelshausen/Boppard. Die Hunsrückbahn zwischen Emmelshausen und Boppard bleibt vorerst außer Betrieb. Solange kein Schleifzug auf der 16 Kilometer langen Strecke zwischen Boppard und Emmelshausen zum Einsatz kommt, wird der Verkehr nicht wieder aufgenommen. Das ist das Ergebnis eines Krisengesprächs beim Zweckverband Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Rheinland-Pfalz Nord in Koblenz. Seitdem die DB Regio am Montag, 4. August, den Betrieb auf der von Grund auf sanierten Strecke aufgenommen hat, ist der Wurm drin. Schon nach wenigen Tagen Fahrt wurden erhebliche Abnutzungserscheinungen an den Radsätzen von Lok und Waggons festgestellt. Alle in Angriff genommenen Gegenmaßnahmen wie Schmieren der Radreifen und der Gleise haben nichts gebracht. Kurz nach Wiederaufnahme des Verkehrs musste die DB Regio wieder passen: Der massive Verschleiß an den Rädern war schon nach wenigen Zugfahrten offensichtlich. "Das alles ist sehr rätselhaft", meinte Andrea Kadenbach von der DB Netz AG. "Wir haben einfach keine Erklärung."

In den Sommerferien hatte eine Fachfirma im Auftrag der DB Netz AG die 100 Jahre alte Bahnlinie von Grund auf saniert. Schotter, Schwellen und Schienen wurden erneuert. Fast zehn Millionen Euro kostete der Spaß. Das war eine Investition in die Zukunft. Im Mai wurde der Vertrag mit dem künftigen Betreiber der Hunsrückbahn besiegelt.

Das private Mainzer Eisenbahnunternehmen Rhenus Veniro erhielt bei einem Auswahlverfahren den Zuschlag. Im Dezember 2009 übernimmt die Firma den Betrieb auf einer der steilsten und schönsten Bahnlinien Deutschlands. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 20 Jahren. Die Sanierung der Strecke gilt als gelungen. "Uns wurde ein wunderbarer Oberbau zur Verfügung gestellt", lobte Kadenbach die Arbeit der Gleisbaufirma. Die Ursache des Verschleißes an den Rädern blieb weiter im Dunkeln. Auch der Messzug, der die Strecke abfuhr und Gleislage, Trassierung und Geometrie der Strecke unter die Lupe nahm, konnte keine Unregelmäßigkeiten feststellen.

Schleifzüge sind rar

 Auf dem nagelneuen Gleisbett herrscht Ruhe. Ob der Zug bis zur Jubiläumsfeier am 27./28. September wieder rollt, steht in den Sternen. Fotos: Werner Dupuis/Thomas Torkler

Auf dem nagelneuen Gleisbett herrscht Ruhe. Ob der Zug bis zur Jubiläumsfeier am 27./28. September wieder rollt, steht in den Sternen. Fotos: Werner Dupuis/Thomas Torkler



Das gleiche Phänomen war schon vor genau drei Jahren aufgetreten. Damals war die Bahnstrecke 15 Wochen lahmgelegt. Durch intensives Schmieren und einem Umstellen der Lok nach vorne die Steilstrecke hinauf bekamen die Verantwortlichen die technische Störung in den Griff. Als Ursache allen Übels galt der 100 Jahre alte Gleiskörper. Deshalb wähnten sich alle nach der Rund umerneuerung auf der sicheren Seite. Beim Krisengipfel wurde festgelegt, dass ein Schleifzug zum Einsatz kommt, um eventuelle Unebenheiten an den Gleisen zu beseitigen. Aber es gibt dabei ein Problem: Schleifzüge sind rar in Deutschland. Deshalb kann es mehrere Wochen dauern, bis er zum Einsatz kommt. Solange der Schleifzug nicht im Einsatz war, bleibt die Hunsrückbahn außer Betrieb, wurde festgelegt.

Deshalb weiß heute auch noch niemand, ob zur Jubiläumsfeier "100 Jahre Hunsrückbahn" am 27./28. September die Strecke wieder befahren wird. Die DB Regio lässt in der Zwischenzeit die Radsätze ihrer Loks und Waggons genau überprüfen.

Durch Änderung der Radprofile könnte sich der Druck zwischen Radsatz und Gleisen verringern.

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