Genussvolle Gänsehaut

MORBACH. (urs) Die Zahl der Besucher war klein, doch die Resonanz überwältigend: Für die Leistung von Don Kosaken Chor und Gesangverein Morbach gab’s stehenden Applaus.

Der "Don Kosaken Chor Wanja Hlibka" hatte für jeden etwas dabei. Sakralen Gesängen wie "Credo" oder "Gott sei mit uns" folgten russische Volksweisen oder klassische Werke wie "Grünes Gras und Kalinka" oder "Russischer Jahrmarkt". Höhepunkt war der abschließende Leckerbissen "Ich bete an die Macht der Liebe". Schon bei der Ankündigung der stehend erklatschten Zugabe ging ein erwartungsvolles Raunen durch den Saal, das nicht enttäuscht wurde. Die unterschiedlichen Kostproben boten Sänger aus Odessa, Kiew oder vom Moskauer Bolschoi-Theater, die sich scheinbar mühelos in vier bis sechs Oktaven bewegen. Chorleiter und Tenor Hlibka wurde als Sohn einer deutsch-russischen Familie in der Nähe von München geboren. Der 56-Jährige, der den Chor 1991 mit George Tymczenko gründete, sieht sich als legitimen Nachfolger von Serge Jaroff. Bei dem Vater der 1921 gegründeten Don Kosaken waren er und Tymczenko bis zur Chor-Auflösung 1979 Solisten. Das Repertoire der "Don Kosaken" mit Partituren aus Jaroffs privater Musikbibliothek entspreche dem des Original-Chores. Morbach war neben Hamburg, Köln oder dem Leipziger Gewandhaus eine der kleineren Stationen der seit September laufenden Tournee, die nach 160 Konzerten am Sonntag in der Pfalz (Wachenheimer Schloss, 18 Uhr) endet. Dazu Hlibka: "In kleineren Städten warten die Leute auch auf die Musik." "Es war ein Genuss", versicherte Schwester Alice vom Alten- und Pflegeheim St. Anna. Ruth Hillgemann aus Siegburg räumte sogar ein, mit den Tränen gekämpft zu haben: "Da bekommt man eine Gänsehaut." Nachdem sie den Chor vor zwei Jahren im Rheinland erlebt hatte, wollte sie ihn unbedingt noch mal hören und reiste daher extra an, als sie von Klaus Paulus aus Hundheim von dem Auftritt in Morbach erfuhr. Jutta Jakobs aus Rapperath hatten an dem "wunderbaren" Konzert die "echt gewaltigen" Stimmen von "ganz tief aus dem Keller bis ganz hoch" imponiert. Der dazu im Wechsel und abschließend gemeinsam aufgetretene Gesangverein habe harmoniert: "Nach diesen Stimmen war das wie Balsam." Es sei ein sehr schöner Abend gewesen, fand auch Anita Hoffmann, Ehefrau des Morbacher Chorleiters Franz-Josef Hoffmann. Wie Roswitha Pfeiffer, Odert, erzählte, hört sie die Don Kosaken auch zu Hause gern: "Ich habe die auf Kassette." Das einmal live zu hören, sei aber etwas anderes. "Die haben phantastisch gesungen", pflichtete die Morbacherin Gertrud Klein bei. Etwas enttäuschend war lediglich die Zahl der rund 200 Besucher. "Wir hatten auf mehr gehofft", gestand Gesangsvereinvorsitzender Marko Hille ein. Dennoch werde ihnen dieser Tag in positiver Erinnerung bleiben: "Das war für unser Team ein Erlebnis, da mitzuwirken, und ich denke, wir haben unser Jubiläumsjahr gut angefangen." Zumal auch die Konzertbesucher ihre Kosten kamen: "Die, die da waren, gingen mit einem Schauer über dem Rücken nach Hause", ist Hille sicher.

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