Junglandwirte stimmen neue Töne an

THALFANG. Kaum hat sich der Milchpreis etwas erholt, ist bei der Bezirkstagung des Bauern- und Winzerverbandes auch schon von Aufbruchstimmung die Rede. Vor allem Junglandwirte sind wieder stolz, Bauern zu sein.

Von einer Kostendeckung sind Milchproduzenten noch weit entfernt. Doch nachdem sich der Preis erholt hat, zeichnet sich "Morgenröte am Horizont" ab, wie es Manfred Zelder, Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, formuliert. Statt im Sommer 24,5 Cent pro Liter Milch beträgt der Grundpreis nun 28,5 Cent. Nach wie vor fehlt Planungssicherheit

Bei der Bezirkstagung des Verbandes spricht Zelder daher in Thalfang, "der heimlichen Hauptstadt der Milchproduktion", von einer "kleinen Aufbruchstimmung". Sein Stellvertreter Jörg Ritgen, seit etwa einem Jahr im Amt, geht noch etwas weiter. "Stolz zu sein, ein Bauer zu sein, heißt auch, diesen Pessimismus abzulegen", appelliert der Junglandwirt an alle. Wichtig sei, "dass wir uns der Zukunft verantwortlich zeigen", was nur gemeinsam mit Politik und Gesellschaft zu schaffen sei. Denn die Rahmenbedingungen müssten die Konkurrenzfähigkeit weiter gewährleisten. Was den Landwirten nach wie vor fehle, sei Planungssicherheit, wie Norbert Schindler, Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, feststellt. Trotz der derzeit "guten Grundstimmung" in der Landwirtschaft gebe es Gewissheit nur bis zum Ausstieg des Gesetzgebers aus der Milchquote im Jahr 2015. Ziel sei, auch darüber hinaus die Milch in Rheinland-Pfalz zu produzieren: "Wir wollen die einheimische Wertschöpfung auf Dauer sichern." Die Einstellung der Junglandwirte bestärkt ihn darin, dass dies gelingt. Es mache Spaß, jungen Unternehmern in der Landwirtschaft zuzuhören, die auch bereit seien, ein Risiko zu tragen. Schindler ist daher optimistisch, dass "Stolpersteine" wie etwa die Reform der Berufsgenossenschaft aus dem Weg geräumt werden können. Positiv sei zudem, dass Land wieder an Wert gewinne. Einer Überarbeitung bedürfe hingegen "Cross Compliance", das Regelwerk, das seit 2005 Bauern im Interesse von Verbraucher- und Umweltschutz das Arbeiten erschwere. "Hier ist des Guten zuviel festgelegt worden", kritisiert Bundestagsabgeordneter Schindler unnötige Kontrollen. Ein Beispiel nennt Kreisvorsitzender Zelder: "Wir dürfen künftig unsere Rinder nur noch bei einer gewissen Temperatur transportieren." Im Zuge der EU-Erweiterung sieht Schindler die Gefahr der "Mittelverschiebung der Europäischen Union". Regionen wie Thalfang dürften dabei nicht vergessen werden. Insgesamt sieht er "gute Chancen" für die rheinland-pfälzische und die deutsche Landwirtschaft. Bei der anschließenden Diskussion knüpft Hans-Jürgen Sehn, Aufsichtsratsvorsitzender der Hochwald Nahrungsmittel-Werke, an die Forderung nach Entbürokratisierung an. Typisch sei nämlich auch, wenn 2006 über Entwicklungen 2016 diskutiert werde: "Lasst uns die Dinge doch gelassener angehen." Ein Problem sehen die Bauern zudem in den vielen Ausgleichsflächen für Neubaugebiete oder Straßen. "Diese Flächen sind weg", appelliert ein Tagungsteilnehmer an die Politik, dies auf "ein normales Maß zurückzuführen". Ein Wunsch, den Verbandsbürgermeister Hans-Dieter Dellwo unterstützt. In punkto Landespflegegesetz brauche es "andere Vorgaben", weist er Kritik an die Verwaltung zurück, die die bestimmungen ja nur umsetze.

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