Kalt und trüb, aber richtig schön

Die Bewohner des "Edenbruch", eines zu Morscheid-Riedenburg gehörenden Weilers, kennen die Geschichte der Menschen, die dort lebten, und der Häuser - auch derer, die es längst nicht mehr gibt.

 Karin Hahn (links), Katharina Thees und ihr Neffe Markus Thees leben gern im Edenbruch. TV-Foto: Ursula Schmieder

Karin Hahn (links), Katharina Thees und ihr Neffe Markus Thees leben gern im Edenbruch. TV-Foto: Ursula Schmieder

Morscheid-Riedenburg. (urs) Das Wetter und die Natur spielen noch immer eine Rolle im Edenbruch. Doch nicht mehr eine so große wie damals, als dort noch Müller lebten. Heute brauchen sich die Menschen in den fünf Häusern nicht mehr zu sorgen, wenn von der Brücke, dem Viadukt, schlimmes Wetter naht. Früher hingegen ängstigten sie sich vor dem stürmischen "Muusbruch", wie sich Katharina Thees und ihr Neffe Markus Thees erinnern. Drei Tage habe dann vor Kälte immer alles geklappert im Haus, erzählt Markus, der das noch von seiner Kindheit her kennt. Richtig kalt sei es gewesen in der Senke am Fuß von Riedenburg. "Alles war klamm, und an den einfach verglasten Fenstern froren die Gardinen fest." Heute ist das mitunter ähnlich. "Im Winter ist es dunkel, trüb und kalt", erzählt der 45-Jährige. Doch dafür sei es im Sommer sehr schön - "und die Ruhe, die man hier hat, ist ein Gedicht".

Seine Tante Katharina ist im Edenbruch geboren. Sie lebt in ihrem Elternhaus, in dem der Vater seiner Arbeit als Müller und Bauer nachging. Katharina arbeitete mit und weiß daher, was ein Müller zu tun hatte. Sie habe selbst Mehl gemahlen und den Mühlstein hochgehoben zum Schärfen, erzählt die 89-Jährige, die mit dem Pferdegespann das Mehl auch selbst auslieferte. Daneben waren Wiesen zu mähen und das Vieh zu versorgen oder auch mal Forellen zu fangen. Ein weiterer Erwerbszweig war laut Neffe Markus das Holzmachen: "Davon haben die alle gelebt." Sein Ur-Opa Johann Bremm sei zudem in den 1920er Jahren auf die Jagd gegangen. Zusammen mit Josef Aichinger, dem damaligen Jagdpächter, der als Polier beim Viaduktbau in die Gegend gekommen war.

Das Wichtigste auf dem Grundstück war laut Thees der Mühlengraben, die Wasserversorgung des Hauses. Für seinen Opa Peter Bremm sei das ein "Heiligtum" gewesen, das immer funktionieren musste und nie verstopft sein durfte. Der Enkel schaut daher noch heute einmal im Jahr nach dem Rechten. Obwohl es seit dem Straßenausbau 1971 eine Wasserleitung gibt, auf die seine Tante lange hatte warten müssen: "Alle hatten Wasser - nur wir nicht." Der damalige Vorsteher habe gesagt, sie würden ja auch die Mühle mit Wasser antreiben, dann könnten sie ja auch ihre Wäsche waschen. Mit Strom wurde der Edenbruch 1929 versorgt, als Katharina neun Jahre alt war. Karin Hahn, die 1965 in den Edenbruch zog und dort "mit Unterbrechungen" lebte, kennt diese Zeiten nur vom Erzählen. Was sie an dem Weiler schätzt, sind die Ruhe und das Miteinander. "Hier sagt einer dem anderen Bescheid. Ich liebe den Edenbruch."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort