Kein Glühwein bei den "Kiwis"

Weihnachten wollen viele zu Hause verbringen - im Kreis von Familie und Freunden. Doch das Fest hat auch weit weg von Zuhause seine schönen Seiten, wie zwei junge Hunsrücker derzeit im Ausland erfahren.

 Weihnachten in Wellington ist schon wegen der sommerlichen Temperaturen anders. Petra Schommer aus Hundheim hat das vor einem Jahr erlebt. Das Foto mit ihren Kindern Ingo und Karolin ist am 24. Dezember 2006 auf dem Mount Victoria mitten in Wellington entstanden. TV-Foto: Ursula Schmieder

Weihnachten in Wellington ist schon wegen der sommerlichen Temperaturen anders. Petra Schommer aus Hundheim hat das vor einem Jahr erlebt. Das Foto mit ihren Kindern Ingo und Karolin ist am 24. Dezember 2006 auf dem Mount Victoria mitten in Wellington entstanden. TV-Foto: Ursula Schmieder

Morbach/Thalfang. Weihnachten weit weg von zu Hause - für den Hundheimer Ingo Schommer, der seit 2006 als Programmierer in Neuseeland arbeitet, ist das kein Problem. Allerdings käme er wohl kaum mehr auf die Idee, an Weihnachten Gäste zum Essen auszuführen. Seine Eltern hatten voriges Jahr nämlich mit einem Happen aus dem Supermarkt vorlieb nehmen müssen. "Selbst Städte wie Wellington sind vom 24. bis 26. Dezember wie ausgestorben", berichtet Schommer. Über die Feiertage seien nahezu alle Restaurants geschlossen. Zum einen, weil traditionell im Familienkreis gefeiert werde. Zum anderen wohl auch wegen überhöhter gesetzlicher Extralöhne. Ein "Kiwi", wie sich die Neuseeländer nennen, koche daher selbst, statt schick auszugehen. Da er Weihnachten 2007 in seiner Wahlheimat feiert, hat Schommer schon im Oktober vorgesorgt und sich während eines Heimatbesuchs mit "Weihnachtsbäckerei" eingedeckt. Dank des frühen Verkaufsstarts sei das ja kein Problem. Für die circa zwei Kilo Lebkuchen, Schokolade, Zimtsterne und Wein habe er nur auf ein paar Schuhe verzichten müssen. Dennoch scheint die Bevorratung nicht alles zu sein. "Hier kommt für mich kein richtiges Weihnachtsgefühl auf", gesteht der junge Mann. Daran könnten selbst die in der Stadt feuerrot blühenden "Christmas Trees" nichts ändern: "Schnee, Weihnachtsmärkte, Glühwein gehören einfach dazu." Ähnlich geht es Hannah Molter, die seit August ein soziales Jahr in Rumänien absolviert. Dass es in ihrer Wahlheimat Bacau keine Weihnachtsmärkte gibt, bedauert die junge Thalfangerin schon: "Mir fehlen Dampfnudeln und Maronen." Vorweihnachtszeit bedeute für sie vor allem den Duft von Zimt und Anis, Kerzen und Plätzchen. Doch abgesehen davon weihnachte es auch in Rumänien sehr. Die Stadt sei übersät von Lichtern, die in der Dämmerung als blinkende Tannenbäume, blitzende Sterne oder Schneemänner die grauen Straßen säumten. Und im Zentrum erklinge aus großen Boxen Weihnachtsmusik. Sie will "dem deutschen Stress entgehen, pünktlich für Alles und Jeden ein passendes Geschenk zu finden". Andererseits reizt sie die Erfahrung, wie Weihnachten ohne die Familie ist. Ein ausgesprochener "Weihnachtsfan" sei sie aber nicht. Ihr gefalle nicht, dass das Fest seine eigentliche Bedeutung verloren habe und nur noch ein Verkaufsschlager für unnötige Geschenke sei. Ob das in Rumänien anders ist, wird sie im Kreis der Familie einer Freundin erleben. Ein Freund habe ihr das rumänische Weihnachtsfest so erklärt: "Kurz Kirche, kurz Familie, Rest Party." Daher freut sie sich schon, später ihre Freunde zu treffen, Glühwein zu testen und kleine Geschenke zu "wichteln". Etwas total Wesentliches werde sie wohl kaum vermissen - höchstens das große Weihnachtsessen im Kreis der eigenen Familie.

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