Kreis verliert keine Einwohner

RHEIN-HUNSRÜCK. Der Bevölkerungsrückgang, von dem immer wieder die Rede ist, geht am Rhein-Hunsrück-Kreis in den kommenden Jahren vorbei. Zu diesem Ergebnis kommt eine Demografie-Studie der Bertelsmann-Stiftung.

Der "Wegweiser demografischer Wandel", vorgestellt von der Bertelsmann-Stiftung, zeigt, dass die Einwohnerzahl im Hunsrück und am Mittelrhein im Jahr 2020 im Vergleich zu heute nahezu konstant bleiben wird. Die Experten der Stiftung gehen davon aus, dass in 14 Jahren 106 186 Frauen und Männer im Kreis leben werden. Dies entspricht einer marginalen Zunahme der Einwohnerzahl um 0,1 Prozent gegenüber dem Jahr 2003 (106 094 Menschen). Mit dieser prognostizierten Bevölkerungsentwicklung steht der Rhein-Hunsrück-Kreis in der Region ziemlich alleine da: Denn die meisten Nachbarkreise werden laut der Studie Einwohner verlieren: zwischen minus 0,2 Prozent (Rhein-Lahn-Kreis) bis zu minus 4,5 Prozent im Kreis Birkenfeld. Nur der Kreis Bad Kreuznach werde um 0,5 Prozent wachsen. Rheinland-Pfalz werde einen Einwohnerrückgang um ein Prozent erleben, so die Prognose.Kastellaun wächst stark

Die demografische Entwicklung im Kreis fällt laut der Studie durchaus unterschiedlich aus. So wird Simmern bis 2020 um etwa 2,6 Prozent auf 8062 Einwohner wachsen. Glaubt man den Bertelsmann-Experten, wird Kastellaun eine Einwohnerzahl-Zunahme um 12,3 Prozent auf 5916 Menschen erleben. Die Einheitsgemeinde Boppard muss dagegen mit einem Rückgang der Bevölkerung rechnen: Das Projektteam erwartet ein Minus von knapp einem Prozent. Nähere Angaben zu anderen Gemeinden im Kreis sind im "Wegweiser" nicht enthalten: Das umfangreiche Werk erfasst bundesweit Kommunen ab 5000 Einwohner. Eines hat der Rhein-Hunsrück-Kreis mit den Nachbarkreisen gemeinsam: Auch hier werden die Menschen immer älter. Lag das Durchschnittsalter der Rhein-Hunsrücker 2003 bei 41,5 Jahren, so wird der Durchschnittsbürger im Jahr 2020 bereits 46,2 Jahre alt und damit genauso alt wie der "Durchschnitts-Rheinland-Pfälzer" zu diesem Zeitpunkt sein. Keine Überraschung ist also die Prognose, dass der Anteil der unter 18-Jährigen an der Gesamtbevölkerung bis 2020 um mehr als vier Prozent zurückgehen und dann nur noch 15,8 Prozent erreichen wird.Anzahl der älteren Menschen steigt

Gleichzeitig wird die Anzahl der älteren Menschen im Kreis steigen: Fast jeder vierte Bürger (23,9 Prozent) wird älter als 60 sein (heute: 20 Prozent), und 7,7 Prozent der Menschen werden die Grenze von 80 überschritten haben (heute: 4,7 Prozent). Während es in Rheinland-Pfalz insgesamt nur unwesentlich mehr Senioren über 80 geben soll (7,8 Prozent), wird im Kreis Cochem-Zell fast jeder Zehnte (9,1 Prozent) die Altersgrenze von 80 überschritten haben: Damit nimmt unser Nachbarkreis den landesweiten Spitzenplatz in dieser Kategorie ein. Die Studie gibt einen Einblick auch in Wirtschaftsstruktur und Arbeitsmarkt der fast 3000 Städte und Gemeinden in Deutschland. So stieg die Zahl der Arbeitsplätze im Kreis zwischen 1998 und 2003 um 3,2 Prozent. Damit schnitt unsere Region um einiges besser ab als das Land (1,4 Prozent). In Simmern nahm die Zahl der Arbeitsplätze unterdurchschnittlich zu (0,3 Prozent), Kastellaun verzeichnete einen überdurchschnittlichen Anstieg um 7,3 Prozent. In punkto Arbeitslosenquote liegt der Kreis (10,5 Prozent) fast auf gleicher Höhe mit dem Land (10,6 Prozent). Allerdings gibt es im Kreis erheblich mehr arbeitslose Ausländer (25,7 Prozent) als im übrigen Rheinland-Pfalz (21,2 Prozent). Dabei leben auf dem Hunsrück und am Mittelrhein fast zweimal weniger Menschen ohne deutschen Pass als im Landesdurchschnitt, ein Minus von 4,1 beziehungsweise 7,7 Prozent. Laut der Studie sind Rhein-Hunsrücker wohlhabender als die Menschen im restlichen Rheinland-Pfalz - zumindest bezogen auf ihre Kaufkraft, also das durchschnittliche Gesamtnetto-Einkommen eines Haushalts: Im Kreis liegt es bei 38 738 Euro, im Land sind es rund 1100 weniger. Andererseits gibt es im Kreis weniger Haushalte mit hohem - mehr als 4000 Euro - Einkommen (5,8 Prozent). Im gesamten Land zählt die Studie neun Prozent solcher Haushalte. Simmern und Boppard liegen mit jeweils zehn Prozent über dem Landesdurchschnitt. Die Studie der Bertelsmann-Stiftung gibt es im Internet unter www.wegweiserdemographie.de.

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