Lichtzyklus hilft Museum

Der Kreis schließt sich: Nach vier Stationen im In- und Ausland kehren die bahnbrechenden Arbeiten des Stipshausener Designers Bernd Munsteiner in die Edelsteinregion zurück. Das Deutsche Edelsteinmuseum würdigt das Lebenswerk des Erneuerers des Steinschliffs. Und Munsteiner bedankt sich auf seine Weise.

Idar-Oberstein. Für Bernd Munsteiner ist das Deutsche Edelsteinmuseum eine überaus wichtige Institution, die den Stellenwert der Edelsteinregion über die Jahrhunderte und die Entwicklung der Branche bis heute dokumentiert. Und so ist es für den weltbekannten Designer aus Stipshausen eine Ehre, dort auszustellen. Ab dem kommenden Samstag sind unter dem Titel "Reflexionen in Stein" acht Monate lang die wichtigsten Arbeiten aus seinem bislang 45-jährigen Schaffen in Idar zu sehen. "Damit schließt sich ein Kreis", sagt Oberbürgermeister Bruno Zimmer. Er unterstreicht: Nicht nur, dass der bedeutendste lebende Schmuck- schaffende der Region in Idar-Oberstein in einer Sonderausstellung präsentiert wird. Die rund 100 Arbeiten kehren nun, nachdem sie bereits in Trier, Hanau, Pforzheim und zuletzt in Carlsbad/Kalifornien zu sehen waren, dorthin zurück, wo sie entstanden - in die Edelsteinregion. Da es sich um viele Leihgaben aus privater Hand oder aus Museen handelt, wird die Retrospektive nach Ausstellungsende im Januar 2009 in dieser Zusammenstellung wahrscheinlich nie wieder zu sehen sein. Da ist es gut, dass es einen Ausstellungskatalog und eine 224-seitige, vierfarbige Monografie von Christianne Weber-Stöber und Willi Lindemann gibt. Beide Bücher sind allerdings fast vergriffen. Ausstellungsmacher Willi Lindemann und Munsteiner erinnern sich gerne an die Entstehung der Werkschau, die anlässlich des 60. Geburtstags des "Steinschneidepapstes" 2004 von der Stadt Idar-Oberstein und dem Landkreis Birkenfeld realisiert worden war und die an prominenter Stelle, im Rheinischen Landesmuseum in Trier, eröffnet wurde. "Das waren tolle Wochen in dieser großartigen, offenen Museumsarchitektur", blickt der mittlerweile 65-Jährige zurück. Im Edelsteinmuseum muss er sich nun an etwas engere Platzverhältnisse gewöhnen, aber auch so ist die Ausstellung höchst sehenswert. Bernd Munsteiner revanchiert sich für die Gastfreundschaft des Museums auf seine eigene Weise: Er stiftet gleich zwei seiner wichtigsten Arbeiten, die beide aus dem größten jemals zu Schmuckzwecken verarbeiteten Bergkristall, einem 830 Kilogramm schweren Block aus Bahia/Brasilien, entstanden: Die Skulptur "Metamorphose III" von 1995 mit ungewöhnlich vielen Rutileinschlüssen ("Engelshaar") geht in den Besitz des Museums, der hochtransparente "Lichtzyklus" von 1993 mit dem markanten Munsteiner'schen Hinterschliff wird an den meistbietenden Interessenten verkauft. Die Verkaufssumme der Skulptur, die nach Angaben ihres Schöpfers rund 20 000 Euro wert sein dürfte, fließt ebenso wie der Erlös eines Galadinners am Abend der Ausstellungseröffnung an den Förderverein des nach Besucherrückgängen leicht in finanzielle Schieflage geratenen Museums. Für Munsteiner, der nicht nur neue, revolutionäre Schliffe entwickelte und die freie Plastik in die Edelsteinbearbeitung einführte, war es immer wichtig, Wegbegleiter zu ermuntern und junge Menschen für die Kunst, aber auch - für ihn genauso wichtig - das Handwerk zu begeistern: "Wenn du alleine gut bist, bist du eine Ausnahme" - und die wollte er nie sein. Deshalb brachte er sich von Anfang an in die Fachhochschule in Idar-Oberstein ein. "Und er hat Idar-Oberstein und der Edelsteinregion damit neue Zukunftschancen eröffnet", fügt Zimmer hinzu. Die Ausstellung "Bernd Munsteiner - Reflexionen in Stein" ist ab Samstag, 10. Mai, im Deutschen Edelsteinmuseum in Idar, täglich von 9.30 bis 17.30 Uhr, zu sehen.

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