Lifte stehen nicht mehr still

ERBESKOPF. Die Wintersport-Saison am Erbeskopf war mit 53 Tagen im vergangenen Winter überraschend lang. Geht es nach neuesten Plänen im Zweckverband Erbes-kopf, werden die Schneekanonen an der höchsten Erhebung in Rheinland-Pfalz künftig nicht mehr stillstehen.

Sprach man bei der letzten Verbandsversammlung lediglich andeutungsweise von einer wünschenswerten "Public-private-partnership" in Bezug auf die künftige Nutzung am Erbes-kopf, lässt Hans-Dieter Dellwo, Vorsteher des Zweckverbandes Wintersport-, Natur- und Umweltbildungsstätte Erbeskopf, auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz die Katze aus dem Sack: Man habe einen Investor gefunden, mit dessen Hilfe es endlich möglich sei, ganzjährig Besucher an den Erbeskopf zu locken. Statt der bisher erwogenen Sommerrodelbahn plant ein belgischer Finanzier, der im Hintergrund bleiben will, eine Skihalle nach Neusser Vorbild. Der Geschäftsmann liefert ein Aushängeschild für das Großprojekt gleich mit: seinen Partner Hansi Hinterseer, den ehemaligen Weltklasse-Skifahrer, der das Unternehmen am Erbeskopf nach der Bauphase auch leiten will. Der besondere Clou: Der Vierer-Sessel-Lift, der die Wintersportler wieder zur Bergstation bringen soll, wird mit einer Solaranlage betrieben, die auf dem Hallendach platziert werden soll. Umweltschutz und regenerative Energien sollen am Erbeskopf weiterhin groß geschrieben werden, betont Dellwo. Grundvoraussetzung für den Investor sei gewesen, dass der Zaun um das ehemalige Militärgelände verschwinde. Nur so sei es möglich, die längste überdachte Piste Deutschlands zu bauen. Sie soll 700 Meter lang werden. Und Superlative, im Fachjargon Alleinstellungsmerkmale genannt, seien für die Vermarktung unverzichtbar. Die höchste Skihalle in Rheinland-Pfalz werde es angesichts der topografischen Lage ohnehin, sagt Thalfangs Tourismuschef Klaus Hepp, der im vergangenen Jahr mit seiner Tourismus-Crew die Halle in Neuss besichtigte.Heute Verkauf von symbolischen Skipässen

Dort würde allerdings, so der Tourismus-Fachmann, das Ambiente fehlen. Am Erbeskopf sorge dagegen die natürliche Mittelgebirgslandschaft für zusätzliches Flair. Interessant sei bei 365 Skitagen im Jahr auch die monetäre Komponente. In Neuss tummeln sich pro Jahr rund eine Million Wintersportler auf der überdachten Kunstschnee-Piste. Aufgrund der Kosten sei ein privater Investor allerdings unverzichtbar. Nach TV-Informationen soll es sich um eine Summe von 70 Millionen Euro handeln. 80 Prozent davon tragen der Investor und als Co-Sponsor ein Sprudelunternehmen aus der Region. Zudem hofft man auf einen Landeszuschuss. Die Differenz will der Zweckverband tragen. In einer nicht-öffentlichen Ausschuss-Sitzung wurde bereits ein vorläufiges Finanz-Konzept verabschiedet. Die Verbandsmitglieder haben zugestimmt. Auch aus Mainz kommen positive Signale. Der neue Innenminister Karl Peter Bruch, ein passionierter Skifahrer, hat nach einer ersten Anfrage großes Interesse. Fließt der Landeszuschuss rasch, kann die neue Skihalle bereits in der Saison 2006/2007 eröffnet werden. Die Bewilligung des Zuschusses macht Bruch von einer Bedingung abhängig: Um zu testen, ob die Hunsrücker auf das Projekt abfahren, sollen sie einen finanziellen Beitrag leisten. Statt eines Spendenaufrufs bietet der Zweckverband symbolische Skipässe in unterschiedlichen Preiskategorien an. Ist das Vorhaben umgesetzt, sind diese Pässe in der neuen Halle selbstverständlich auch gültig. Der Auftakt der Aktion findet heute, Freitag, ab 17 Uhr am Erbeskopf statt. Im Rahmen einer Hüttenparty mit zünftiger Après-Ski-Musik öffnet Klaus Hepp sein Kassenhäuschen, um Skipässe an den Mann zu bringen.

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