"Mach Platz, Frauchen geht kurz kegeln"

Kegeln ist für behinderte Menschen mehr als nur Sport. Bei der Deutschen Meisterschaft für Behindertenkegler auf der Scherenanlage des KSV Haardtkopf in der Baldenauhalle traten 189 Einzelsportler und viele Mannschaften aus acht Bundesländern an. In mehr als 30 Wettkampf- und Alterklassen wurden die Meister ermittelt.

 Immer ein treuer Begleiter: Gabriele Meyer vom Magdeburger SV 90 mit ihrem Blindenhund Cendy. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Immer ein treuer Begleiter: Gabriele Meyer vom Magdeburger SV 90 mit ihrem Blindenhund Cendy. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Morbach. (doth) Selbstbewusstsein, Freude, Fitness und Geselligkeit, Kegeln ist für Behindertensportler mehr als reiner Wettbewerb. Sie brauchen Helfer, damit der Sport mit den verschiedensten Handicaps möglich ist - so auch Gabriele Meyer vom Magdeburger SV 90. Die Sehbehinderte hatte bei der Deutschen Meisterschaft nicht nur ihren Betreuer Achim Garcke dabei, sondern auch den treuen vierbeinigen Begleiter "Cendy", eine zweieinhalbjährige Golden-Retriever-Hündin. Der ausgebildete Blindenhund konnte jedoch beim Kegeln nicht helfen. "Mach Platz, Frauchen geht kegeln", lautete das Kommando. "Auf meinen Hund möchte ich nicht verzichten", sagt die 45-Jährige, die schon etliche Meistertitel errang. Sie begann ihren Sport 1980 in der DDR beim "Versehrtensport". Bis heute sei Kegeln ein wichtiger Teil ihres Lebens, sagt sie."Es ist ein enormes Regelwerk, in dem versucht wird, einigermaßen vergleichbare Bedingungen herzustellen", erklärt KSV- Haardtkopf-Vorsitzende Heidi Geiter. Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, Rollstuhlfahrer, Blinde mit Betreuern, Amputierte oder sonst eingeschränkte Sportler traten gegeneinander an. Der Hausarzt, ein Mediziner des Behindertensportverbands, und die Mediziner vor Ort nahmen die Einstufung in eine passende Wettkampfklasse vor. Sie legten fest, ob der Teilnehmer, Anlauf nehmen oder nur einzelne Schritte machen durfte und ob mit einer Hand oder beidhändig gekegelt wurde.Der Ehrgeiz, die Meisterschaft zu gewinnen, und gute Laune schlossen sich bei dem Wettbewerb nicht aus. Die zweite Auflage einer Deutschen Meisterschaft in Morbach war wie ein Familientreffen in freundschaftlicher Atmosphäre. Viele Angehörige waren mitgekommen.Die vielen Klassifizierungen zogen entsprechend viele Titel nach sich. Urkunden gab es bis zum sechsten Platz. Welche Bundesländer am besten abschnitten, und wer die stärksten Teams stellte, folgt in einem weiteren Bericht, denn es gab viel zu rechnen am Ende des Wettbewerbs. "Nur gut, dass es Computer gibt", freut sich Heidi Geiter.

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