"Majen" auf der Straße

BURTSCHEID. (urs) Klein, aber fein, lässt es sich in Burtscheid leben, einem Ort ohne Durchgangsverkehr und einer tollen Aussicht auf umliegende Dörfer.

Ressort: Bernkastel-WittlichFotograf: Schmieder UrsulaPersonen BurtMini: Schmidt Hans-Werner Bildunterschrift BurtMini: Burtscheid. Obwohl sich Hans-Werner Schmidt in der Stadt wohl fühlte - so schön wie in Burtscheid hatte er es dort nicht. Hans-Werner Schmidt möchte das Dorfleben nicht missen. "Zum Entspannen, zum Luft holen - da gibt's nichts Schöneres", steht für den Burtscheider fest. Besucher können das gut nachvollziehen. Bei der Fernsicht, die er und Ehefrau Petra von ihrem Einfamilienhaus aus genießen, hat der Alltagsstress keine Chance. Dass der Ort nur 130 Bürger zählt, stört weder sie noch die Töchter, 24 und 20 Jahre alt. "Den Kontakt zu den Menschen hat man ja bei der Arbeit", erklärt die 49-jährige Mitarbeiterin der Thalfanger Post-Agentur. Außerdem könne sie an jede Tür klingeln, um "majen" zu gehen oder einfach durch den Ort spazieren. Im Sommer trifft sich alles bei denen, die an der Hauptstraße wohnen. Die Kinder spielen dann auf dem Spielplatz nebenan oder auf der Straße des von Durchgangsverkehr verschonten Dorfs. Einen festen Treffpunkt, wie eine Dorfkneipe, gibt es nicht, was sich aber mit dem beantragten Umbau des Gemeindehauses ändern könnte. "Doch auch so klagen Besucher nicht über Langeweile", sagt Petra. "Jeder genießt die Aussicht und die Ruhe und findet das toll." Was speziell auf junge Leute zutreffe. Ihr selbst hat es der Nebel angetan. Wie schön das doch sei, wenn der hochziehe. "Wir halten uns immer viel in der Natur auf", bekräftigt Hans-Werner Schmidt, der in seiner Freizeit bei der Pflege von Waldwegen oder bei Gemeinde-Mäharbeiten einspringt. Dass die beiden Schmidts das Landleben so schätzen, liegt auch daran, dass sie Vergleichsmöglichkeiten haben. Denn Petra, eine Leverkusenerin, hatte den gebürtigen Burtscheider Hans-Werner in ihrer Heimatstadt kennen gelernt. "Die 70er Jahre waren ja relativ mager - was wollte man machen", erklärt der Werkzeugmacher, warum er weit weg von zu Hause gelernt und gearbeitet hat. Dass er später wieder zurückkehrte, lag am Vater, der damals noch Landwirtschaft hatte und für die Unterstützung des einzigen Sohnes dankbar war. Und der half gerne, obwohl er "von der Arbeit und von den Möglichkeiten her" lieber in Leverkusen geblieben wäre. Er habe sich wohl gefühlt in dieser Stadt, die nicht groß sei, sondern aus zusammengewachsenen Dörfern bestehe. Petra zieht es dennoch nicht zurück: "Ich würde nicht mehr nach Leverkusen gehen." Schon als Kind wollte sie immer aufs Land - vielleicht, weil die Eltern aus der Eifel stammten. Bereut hat sie den Umzug nie: "Hier im Dorf vermisse ich nichts." Zumindest heute, denn anfangs wäre sie schon gern mal schnell zum Tanzen oder zum Spanier. Burtscheid hatte dafür anderes zu bieten: "Da ist man von einem Dorffest zum anderen gefahren - das war ja früher hier so."

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