Mehr Transparenz und Verbindlichkeit

THALFANG. Ab Sommer werden für rheinland-pfälzische Kindertagesstätten überarbeitete "Empfehlungen zur Erziehungs- und Bildungsarbeit" bindend. Um sich auf die neuen Anforderungen vorzubereiten, nahmen Erzieherinnen der Verbandsgemeinde Thalfang an einer zweitägigen Fortbildung teil.

Dass Kindertagesstätten handgemalte "Werke" ihrer Schützlinge sammeln, ist nicht neu. Schließlich sind diese begehrte Dokumente, die zudem viel über die kleinen Persönlichkeiten aussagen. Ebenso wie Geschichten, die Kinder erzählen, oder ihr Umgang mit Natur und Technik, Emotionalität und Selbstständigkeit. In der Summe ergibt sich daraus ein aussagefähiges Bild über den Entwicklungsstand eines Kindes, das die Wahl individueller Fördermöglichkeiten erleichtert. Voraussetzung dafür ist jedoch eine Dokumentation der aus diesen Aktions- und Spielformen gewonnenen Erkenntnisse. Beobachtung und Dokumentation

Eine Methode, auf die künftig bei Bildung, Erziehung und Betreuung in Kindertagesstätten verstärkt wert gelegt wird. Und die mit dem Einverständnis und der Unterstützung der Eltern nicht zuletzt dem Übergang in die Grundschule förderlich sein soll. Eines der wesentlichen Ziele der Dokumentationen ist, laut Gabi Braunshausen, Leiterin der Tagesstätte Berglicht, zu erkennen, wie ein Kind lernt. Weiter, so ihre Kollegin Christine Klar vom Malborner Kinderhaus "Mosaik": "Wo steht ein Kind, wenn es bei uns die Einrichtung verlässt?" Die Frage der Erzieher geht daher nach Aussage von Birgit König, Leiterin "Regenbogen" Thalfang, in die Richtung, wie das in der Praxis im Einzelnen umzusetzen ist. So können laut Melanie Wiegmann, stellvertretende Leitung der Thalfanger "Arche Noah", neben spontanen Notizen beispielsweise 15-minütige Beobachtungen der Kinder mögliche Wege sein. Anlass für die Überlegungen sind die im Sommer 2003 vom Bildungsministerium vorgelegten, überarbeiteten "Empfehlungen zur Erziehungs- und Bildungsarbeit", die nach einem Probejahr ab diesem Sommer landesweit Gültigkeit haben sollen. Ziel der Anpassung an neue Erkenntnisse ist, den Bildungsauftrag in den Kindertagesstätten verbindlicher zu gestalten. In der den Häusern vorliegenden Einführung heißt es daher: "Die Bildungs- und Erziehungsempfehlungen dienen dazu, dass Bildungsprozesse in rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten mehr Transparenz und Verbindlichkeit erlangen." Zu Zeiten der Bildungsreform Mitte der 60er Jahre hatten sich zwei Auffassungen gegenüber gestanden. Hielt die eine die festgelegte Organisation im Kindergartenbereich für notwendig, setzte die andere auf "Selbstbildung". Den natürlichen Bildungsdrang unterstützen, Lernprozesse anregen und ein entsprechendes Umfeld schaffen, war die Devise der Methode, die sich in den vergangenen drei Jahrzehnten verstärkt durchsetzte. Um sich den künftigen Anforderungen frühzeitig zu stellen, hatten vier der sechs Kindertagesstätten der Verbandgemeinde Thalfang in den Räumen der "Arche Noah" eine gemeinsame Fortbildung organisiert. "Wir haben uns zusammen gefunden, um die neuen Richtlinien zu diskutieren und uns weiterzubilden", erklärt Braunshausen. Ein freiwilliges Engagement, das den Teams jedoch wichtig war und sich dank der Zusammenarbeit und der insgesamt 30 Teilnehmer auch leichter finanzieren ließ. Unterstützt wurden sie dabei von den verschiedenen Trägern, den Zweckverbänden und der Gemeinde Malborn, die für dieses Vorhaben mit einer zweitägigen Schließung der Tagesstätten einverstanden waren. Eine Solidarität, die nach Ansicht von Wiegmann nicht von ungefähr kommt: "Ich denke, dass die Träger sich auch bewusst sind, welchen Stellenwert diese Sache hat." Denn, so Klar: "Wir können Kinder nicht bilden, wir können nur die Rahmenbedingungen dafür schaffen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort