Narren ziehen die Notbremse

Erst Montag, dann Samstag, dann Montag. Nicht nur Insider wissen nach diesen sechs Worten, wovon die Rede ist: vom Morbacher Karnevalsumzug. Der Termin für 2008 wurde gleich zweimal verlegt.

 Im vergangenen Jahr war der Morbacher Rosenmontagsumzug deutlich länger als in den Vorjahren. Erstmals war auch der Gewerbe- und Verkehrsverein mit einem Motivwagen dabei. Die ursprünglich geplante Verlegung des diesjährigen Zugs auf den Karnevalssamstag hatte einen drastischen Rückgang an Anmeldungen zur Folge. TV-Foto: Ursula Schmieder

Im vergangenen Jahr war der Morbacher Rosenmontagsumzug deutlich länger als in den Vorjahren. Erstmals war auch der Gewerbe- und Verkehrsverein mit einem Motivwagen dabei. Die ursprünglich geplante Verlegung des diesjährigen Zugs auf den Karnevalssamstag hatte einen drastischen Rückgang an Anmeldungen zur Folge. TV-Foto: Ursula Schmieder

Morbach. Die Tatsache, dass der Rosenmontags-Umzug an Rosenmontag stattfindet, ist grundsätzlich keine Nachricht. Nicht so in Morbach. Denn dort wurde bereits im vergangenen Sommer entschieden, den Umzug im Mittelpunktort auf den Samstag vorzuverlegen. Erst kürzlich vollzog der Rosenmontags-Ausschuss eine Kehrtwendung: Narren und Fußgruppen werden wie in den vergangenen Jahren am Rosenmontag die Bahnhofstraße hinunter in den Ort ziehen. Eine Vorgehensweise, die in der fünften Jahreszeit die Büttenredner inspiriert, aber einen ernsthaften Hintergrund hat. Vor zwei Jahren hatten in Morbach Ortspolitik und Vereine an einem Strang gezogen, um den traditionellen Umzug vor dem Aus zu retten. Dafür wurde eigens ein neuer Ausschuss gegründet. Denn die Zahl der Motivwagen und Fußgruppen in Morbach war mit den Jahren immer kleiner geworden. Auch finanzielle Sorgen plagten die Karnevalsgesellschaft Dilldappen. "Karneval ist einfach nicht cool", bedauert Jürgen Schmidt, einer der Organisatoren. Umso erstaunlicher sei es, dass die Morbacher Funken keine Nachwuchsprobleme hätten. Die damaligen Bemühungen waren übrigens erfolgreich. Eine ganze Reihe von Vereinen war 2007 erstmals seit Jahren mit Wagen und Fußgruppen mit im Zug. Doch nach dem Karneval ist vor dem Karneval, sagte sich Schmidt. Er regte an, 2008 den Umzug auf Samstag zu verlegen. Damit wollte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Karnevalisten aus Dörfern, die ihren eigenen Umzug am Montag machen, hätten zusätzlich am Samstag nach Morbach kommen können. Und umgekehrt: Auch die Dilldappen hätten am Montag andere Züge besuchen können. Der zuständige Ausschuss gab grünes Licht. Doch Anfang des Jahres habe man mangels Anmeldungen die Notbremse ziehen müssen. Die Resonanz im Dorf sei nicht groß gewesen, sagt Morbachs Ortsvorsteher Hans Jung. Inzwischen ist auch Schmidt klar, dass der Termin ungünstig ist. Am Karnevalssamstag finden Kappensitzungen statt. Da seien Terminkollisionen vorprogrammiert. Vor allem der "Balkan" - die Orte Hoxel, Morscheid-Riedenburg und Wolzburg - entpuppte sich als Problem. Schließlich war es in den Vorjahren Tradition gewesen, dass eine ganze Reihe von Teilnehmern aus diesen Dörfern in Morbach mit von der Partie war. "Das haben wir unterschätzt", räumt Schmidt ein. Inzwischen sei die Zahl der Anmeldungen mit 17 laut Jung schon ordentlich: Etliche Positionen seien vom "Balkan" dabei. Anmeldungen unter Telefon 06533/5481 oder per E-Mail juergenwschmidt@hotmail.com. Meinung Schadenfreude ist fehl am Platz Die Idee, den Morbacher Rosenmontagsumzug auf den Samstag vorzuverlegen, war gut gemeint, aber nicht gut. Gut gemeint, weil man neue Wege beschreiten wollte, um den Umzug im Mittelpunktort wieder auf stabilere Füße zu stellen. Und das ist wirklich notwendig, weil Morbach, wie übrigens andere größere Orte auch, Probleme hat, genügend Karnevalisten zum Wagenbau zu motivieren. Aber sie war nicht wirklich gut, weil man im zuständigen Ausschuss - nicht bei den Dilldappen allein - wichtige Punkte einfach nicht bedacht hat. Etwa die Tatsache, dass am Samstag - nicht nur in Morscheid -Kappensitzungen stattfinden. Dass das durchaus vorhandene Animositäten zwischen dem Hauptort und den Dörfern verstärkt, ist ein ungewollter Nebeneffekt. Doch Schadenfreude ist fehl am Platz. Denn beim Morbacher Karneval handelt es sich wie etwa bei der Kirmes um ein Aushängeschild der gesamten Gemeinde. i.rosenschild@volksfreund.de

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