Naturschützer macht gegen Modellflieger im Hunsrück mobil

Longkamp/Sehlem · Seit Jahrzehnten lassen Modellflugfans ihre Maschinen bei Longkamp steigen. Nun stört sich der Naturschutzbund daran. Das sei absurd, findet der Verein, alle Genehmigungen würden vorliegen. Ortsbürgermeister Franz-Josef Klingels findet die Kritik anmaßend.

Könnte ein Modellflugplatz negative Auswirkungen auf die Natur haben? Dieser Frage geht Arnold Binzen aus Sehlem nach. Binzen ist Vorsitzender der Naturschutzgruppe Sehlem des Naturschutzbundes Rheinland-Pfalz. Und er stört sich daran, dass bei Longkamp der Verein Modellsportfreunde Longkamp einen Flugplatz für Modellflieger betreibt. "Seit Jahren gibt es begründete Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Platzes", sagt Binzen dem TV gegenüber.

Das Gelände sei in der Nähe eines Heilquellenschutzgebiets der Wildsteintherme Traben-Trarbach. Es würde "inmitten einer extensiv betriebenen größeren landwirtschaftlichen Fläche" liegen und deren Nutzung beeinträchtigen. Bedrohte Vogelarten wie der Milan oder Fledermäuse seien durch den Flugbetrieb gestört. Die Parksituation würde die landwirtschaftlichen Arbeiten behindern, auch komme es vor, dass Menschen ihre Notdurft in Gebüschen am Waldrand verrichten. "Das ist in einem Wasserschutzgebiet nicht hinnehmbar", meint Binzen.

Daraufhin schrieb er die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz an, die für die Fluggenehmigung zuständig ist. Er forderte die Regierungsbehörde auf, die Aufstiegsgenehmigung für die Modellflieger zu widerrufen.
Die Modellbauflieger aus Longkamp und Umgebung fühlen sich von diesem Ansinnen des Nabu überrumpelt. "Das ist völlig absurd", sagt der Vorsitzende der Modellbauflieger, Hansjörg Eckstein aus Kommen dem TV gegenüber: "Es wäre ja schön und gut, wenn jemand mal mit uns gesprochen hätte. Das war aber nicht der Fall. Viele denken, dass so ein Platz aus Jux und Dollerei betrieben wird. Das ist aber nicht so. Außerdem haben wir ein Chemie-WC." Eckstein verweist darauf, dass das Gelände schon seit langem Eigentum des Vereins sei. Ein Motorsportflugplatz werde wie ein großer Flugplatz gehandhabt. Der Betrieb sei seit vielen Jahren genehmigt. In einer Flugordnung, die alle 50 Mitglieder unterschreiben müssen, würden sich diese zu geregelten Flugzeiten, Schallpegeln und Flugkorridoren verpflichten. "Das trägt alles zur Sicherheit bei. Wir machen auch Ferienfreizeiten für die Kinder der Verbandsgemeinde und sind in der Dorfgemeinschaft integriert," sagt Eckstein. Mehrere Behörden, darunter die Kreisverwaltung und die Struktur- und Genehmigungsdirektion hätten das Gelände in den vergangenen Jahren kontrolliert und keine Mängel gefunden "Wir fliegen weiter. Das Thema ist für mich durch", bemerkt der Vorsitzende des Vereins. Er verweist darauf, dass gerade auf dem Gebiet des Modellflugplatzes viele Vögel, vor allem Schwalben, in Ruhe nisten.

Und die Struktur- und Gnehmigungsdirektion Nord gibt ihm in ihrem Antwortschreiben an den Nabu recht. Das Gelände liege im sogenannten "Weiteren Schutzbezirk". Dort seien lediglich Abgrabungen in die Tiefe verboten, weitergehende Verbote seien nicht festgeschrieben. Der Betrieb des Modellfluggeländes erfolge aktuell auf der Grundlage einer Genehmigung aus dem Jahr 1999, die seinerzeit durch die Behörde unbefristet erteilt wurde. "Nach hiesiger Auffassung wird die Zulassung und der Betrieb des Modellfluggeländes jedoch nicht grundsätzlich infragegestellt", schließt der Bericht, der auch darauf hinweist, dass die Abwasser sichergestellt sein muss. Umwelt-Aktivist Binzen hatte darauf erneut die Behörden angeschrieben. Bisher habe er aber keine Reaktion erhalten, sagt er dem TV. Der Longkamper Ortsbürgermeister Franz-Josef Klingels sagt dazu: "Der Verein verhält sich absolut korrekt. Es gab noch nie Beschwerden aus der Bevölkerung über den Verein. Irgendwie finde ich es sehr anmaßend und frech, was da vorgebracht wird. Das ist völlig haltlos. Ich kann mich nicht erinnern, dass der Nabu jemals hier war. Die meisten fliegen sowieso mit Elektroantrieb."KommentarMeinung

Was soll dieser Vorstoß?
Da gehen Vereinsmitglieder seit Jahrzehnten auf einem freien Feld friedlich ihrem Hobby nach. Niemand beschwerte sich. Und plötzlich sieht sich der im Ort anerkannte Verein massiven Vorwürfen ausgesetzt, gar nach einem Flugverbot wird verlangt mit Hinweis auf die Natur und den Schutz benachbarter landwirtschaftlicher Flächen. Tatsächlich ist aber auf dem Modellflugplatz alles in Ordnung und genehmigt. Man fragt sich, was der Nabu mit diesem Vorstoß bezwecken will. Wo sollen die Modellflieger denn sonst ihrem Hobby nachgehen, wenn nicht auf einem freien Feld, wo sie niemanden stören? Belastet etwa der Elektromotor eines Flugzeugs die Natur mehr als ein Mähdrescher, der bis zu 30 Liter Diesel verbraucht? Müssen sich jetzt womöglich weitere Modellsportclubs vor Nabu-Nachforschungen fürchten? hp.linz@volksfreund.de

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