Die Tür ist kaum offen, da schauen schon die ersten Kunden in der renovierten katholischen öffentlichen Morbacher Bücherei vorbei. Während draußen Sonntagseinkäufer ihre Runden drehen, erweckt die Bücherei mit ihren warmen Farben und der offenen Einrichtung den Eindruck einer Oase der Ruhe. Maria Greber interessiert sich aber weniger für die auszuleihenden Werke. "Ich bin eine leidenschaftliche Flohmarktkäuferin", gesteht die Hundheimerin, die sich mit im Rahmen der Modernisierung aussortierten Büchern eingedeckt hat. Das reine Verleihen ist jetzt kostenlos, erklärt Annette Steinmetz, eine der ehrenamtlichen Büchereibetreuerinnen. Nur wer sein Buch verspätet zurückbringt, wird zur Kasse gebeten. Dinge wie diese regelt die neue Benutzerordnung. Steinmetz ist von der Mischung des Angebots überzeugt: Es seien "leichte Sachen" dabei - aber auch Anspruchsvolles, wie Werke aktueller Nobelpreisträger. Außerdem würden etliche Bücher speziell Jungen ansprechen: "Eine Zielgruppe, die wir bisher kaum angesprochen haben." Kollegin Gabriele Gellenberg hebt das Interesse des Kindergartens hervor. "Die Kinder möchten uns regelmäßig besuchen, Geschichten vorgelesen bekommen und auch an den Ausleihen teilnehmen." Bereits Stammkunden sind die Jugendlichen, die sich den Bücherei-Dienst teilen. Yentl (12) schmökert am liebsten in Werken von Horror-Experten Stephen King. Ausleihen sei ja billiger als kaufen. Sophie (13) hat daher schon einiges lesen können, zum Beispiel über Kindersoldaten in Mosambik.