Patienten müssen sich umstellen

Seit April werden Patienten aus der Einheitsgemeinde Morbach am Wochenende von der Ärztlichen Bereitschaftszentrale in Birkenfeld versorgt. Nach einem halben Jahr hat sich dies offenbar bewährt. Von heute an übernehmen die Mediziner in Birkenfeld auch den Mittwochnachmittag.

 Auch kleine Patienten aus der Einheitsgemeinde werden ab sofort mittwochnachmittags in Birkenfeld behandelt. TV-Foto: Archiv/Herbert Thormeyer

Auch kleine Patienten aus der Einheitsgemeinde werden ab sofort mittwochnachmittags in Birkenfeld behandelt. TV-Foto: Archiv/Herbert Thormeyer

Morbach/Birkenfeld. Seit einem halben Jahr müssen sich Morbacher Patienten umstellen. Wer am Wochenende unter einem eingeklemmten Ischias-Nerv oder an einer starken Bronchitis leidet, wird nicht mehr von einem Morbacher Mediziner in Vertretung des eigenen Hausarztes, sondern von der Ärztlichen Bereitschaftsdienstzentrale in Birkenfeld versorgt. In der Regel bedeutet dies, dass die Patienten nach Birkenfeld fahren oder gefahren werden müssen. In medizinisch notwendigen Fällen macht einer der beiden Ärzte, die dort am Wochenende Dienst tun, auch Hausbesuche.

Viele zeigen Verständnis



In Morbach war man zunächst nicht begeistert, wie sich im Rahmen eines TV-Stammtischs herausstellte. Doch das Gros der Patienten zeigte Verständnis. Die niedergelassenen Ärzte führten ihre hohe Arbeitsbelastung und die schlechte Kosten-Nutzen-Relation ins Feld. Sie argumentierten aber auch damit, dass angehende Mediziner sich aus diesen Gründen nicht mehr in Morbach ansiedeln wollten.

Aus der Sicht von Folker Musial von der Gemeinschaftspraxis Sauer/Kühne/Musial/Musial "hat sich die neue Struktur bewährt", auch wenn für den einen oder anderen Patienten Nachteile entstünden. Bis Ende Oktober werden die Morbacher Mediziner auch Gesellschafter bei der Bereitschaftszentrale, die als Gesellschaft bürgerlichen Rechts organisiert ist.

Von heute, Mittwoch, an wird die Wochenendregelung auch auf den Mittwochnachmittag ausgedehnt. Wer mittwochs ab 14 Uhr bis donnerstags um 7 Uhr morgens dringend einen Arzt benötigt, der sollte sich nach Birkenfeld wenden, Telefon 06782/989444, oder gleich in die Schneewiesenstraße 20 fahren.

Derzeit wird im Nachbarkreis Trier-Saarburg für Saarburg, Konz und Kell am See im Saarburger Krankenhaus eine Bereitschaftszentrale eingerichtet. Zumindest in Kell regt sich Widerstand, nicht nur bei den Patienten, auch aus der Ärzteschaft. Musial kann das nachvollziehen. Auch in Morbach sei zu Beginn nicht alles "Friede, Freude Eierkuchen" gewesen. Die Kollegen hätten Angst, Patienten zu verlieren. Aber jeder der Kollegen könne auch selbst in der Bereitschaftszentrale Dienst tun.

Auch Dr. Klaus Hoebbel, geschäftsführender Arzt in Birkenfeld, zieht eine positive Zwischenbilanz: "Die Morbacher Bürger haben die Neu-Regelung gut angenommen." Es gebe Wochenenden, an denen seine Kollegen 20 Patienten aus dem Morbacher Raum kommen. Natürlich gebe es auch "kleine Meckereien".

Die Mediziner weisen erneut darauf hin, dass bei lebensbedrohlichen Notfällen unter 112 der Notarzt gerufen werden sollte.

Meinung

Regelung hat auch Vorteile

Es ist bedauerlich, dass die Infrastruktur im ländlichen Raum sich scheibchenweise verschlechtert. Und da sind die ärztlichen Bereitschaftsdienst-Regelungen sicherlich keine Ausnahme. Wer es bislang gewohnt war, am Wochenende wenn nicht vom eigenen Hausarzt, dann doch von einem bekannten Morbacher Mediziner behandelt zu werden, musste oder muss sich noch umstellen. Patienten, die am Wochenende oder eben auch mittwochnachmittags einer Behandlung bedürfen, müssen in der Regel nach Birkenfeld fahren und sich dort behandeln lassen. Wer kein Auto hat, ist auf Angehörige oder Nachbarn angewiesen. Das ist im Einzelfall sicher nicht unproblematisch. Nicht vergessen sollte man dabei, dass die Regelung auch positive Aspekte hat. Wer dringend einen Arzt braucht, der hat in Birkenfeld unmittelbar einen Ansprechpartner. Und wer montags oder künftig auch donnerstags seinen Hausarzt aufsucht, dem sitzt künftig ein Mediziner gegenüber, der keinen anstrengenden Nachtdienst hinter sich hat. Ärzte werden übrigens in diesen Zeiten nicht zur Untätigkeit gezwungen. Wer gern Dienst tun möchte und seinen Patienten zur Verfügung stehen will, kann auch in der Bereitschaftszentrale arbeiten. i.rosenschild.volksfreund.de

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