Problemzone Dämmerung

Von 19 Uhr abends bis 7 Uhr morgens ist in Morbach ein Notarzt stationiert, um die Zeiten abzudecken, in denen Rettungshubschrauber am Boden bleiben müssen. Doch im Winter ist es länger dunkel. Deshalb regt die Freie Wählergruppe Morbach an, in der dunklen Jahreszeit die Dienstzeiten der Mediziner zu verlängern.

Morbach. Seit Juni dieses Jahres wird die Rettungskette im Großraum Morbach nachts von einem in Morbach stationierten Notarzt verstärkt. Es kam zu einem Morbacher Modell, weil nachts Versorgungslücken bestanden (siehe Extra).

Eibes: Problem wurde zunächst ausgeklammert



Im Juni dieses Jahres wurde ein Vertrag zwischen Krankenkassen, dem Roten Kreuz und der Gemeinde Morbach geschlossen, der Abhilfe schaffen sollte (der TV berichtete). Nachts zwischen 19 und 7 Uhr ist in Morbach ein Notarzt im Einsatz. Die Freie Wählergruppe Morbach (FWM) macht auf ein neues Problem aufmerksam: Im Winter ist es morgens länger und abends früher dunkel. Dadurch entstehen aus ihrer Sicht zeitliche Problemzonen, in denen die Luftrettung nicht möglich und der Morbacher Notarzt nicht im Einsatz ist.

Gibt es eine Möglichkeit, diese Zeiten ebenfalls abzudecken, fragt der Morbacher FWM-Fraktions-Chef Achim Zender. Eventuell könne man im Sommer Stunden einsparen, wenn die Nächte kürzer sind. So entstünden keine Mehrkosten. Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes ist dieses Problem nicht neu. Alle Beteiligten hätten das Thema bei den Verhandlungen zunächst ausgeklammert, um einen Kompromiss nicht zu gefährden. Gern wolle er das Thema nochmals ansprechen.

Gerd A. Hommelsen von der DRK-Rettungsdienst gGmbH kann das Ansinnen der Morbacher nachvollziehen, hält den Vorstoß allerdings für wenig aussichtsreich.

Der nächtliche Zwölf-Stunden-Dienst sei die Grundlage der vertraglichen Regelung, die erst nach fünf Jahren kündbar sei. Das Modell der Notarztversorgung sei in Rheinland-Pfalz einmalig. Man könne stolz sein, eine solche Lösung gefunden und die Finanzierung sichergestellt zu haben. Damals hat es laut Hommelsen "ziemlich starke Geburtswehen" gegeben. Auch der tatsächliche Einsatz von Notfall-Medizinern, die in Morbach im Durchschnitt eineinhalb Mal die Nacht ausrücken, sei gesichert. Bislang habe es keine einzige Lücke im Dienstplan gegeben. Auch die Mitarbeiter in der Rettungswache unterstützen die Ärzte nach Kräften. Derzeit stehen Hommelsen 15 Ärzte zur Verfügung. Dass diese im Winter ihre "Schicht" verlängern, hält er für unwahrscheinlich. Viele von ihnen führen eine Praxis, die sie nicht eher schließen können. In jedem Fall will Hommelsen die Situation "auf einer gesicherten Datenbasis erneut prüfen".

Meinung

Tücken liegen im Detail

Hundertprozentige Sicherheit ist - in welchem Bereich auch immer - wünschenswert, aber kaum oder gar nicht zu erreichen. Das gilt für Gefahren im Haushalt ebenso wie für die Bekämpfung des weltweiten Terrorismus. Und leider auch für die Versorgung mit Rettungsmedizinern. Trotzdem ist es sinnvoll, die Gefahren zu minimieren und die Notarzt-Versorgung zu optimieren. Dabei ist man im Juni einen großen Schritt vorangekommen. Immerhin befindet sich inzwischen in Morbach jede Nacht ein Notarzt im Bereitschaftsdienst. Die Zeiten, in denen Kollegen aus Nachbar-Standorten nach Morbach und Umgebung ausrücken müssen, sind damit deutlich verringert worden. Dieser Kompromiss, der ohnehin schwer zu erreichen war, darf keinesfalls gefährdet werden. Und: Viele Tücken liegen im Detail. Wenn es trotzdem gelänge, die Zeitfenster zu schließen oder sie weiter zu verringern, wäre das mehr als erfreulich. Große Hoffnung macht man den Morbachern beim DRK allerdings nicht. Immerhin sagte der Geschäftsführer zu, das Problem weiter im Auge zu behalten. Wünschenswert wäre der Lückenschluss allemal. Noch schöner wäre es, wenn er auch machbar wäre. i.rosenschild@volksfreund.de Morbacher Notarzt-Modell:

Extra Morbacher Notarzt-Modell: Im Juni unterzeichneten Krankenkassen, das DRK und die Gemeinde Morbach einen in Rheinland-Pfalz einzigartigen Vertrag. Von 19 Uhr abends bis 7 Uhr morgens ist in Morbach ein Notarzt in Bereitschaft, obwohl der Ort kein offizieller Notarzt-Standort ist. Rettungsmediziner im Land sind üblicherweise an Krankenhäusern stationiert. Der Präzedenzfall wurde möglich, weil Morbach sich finanziell an dem Modell beteiligt.

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