Rauschendes Fest zur Premiere

Mit Spannung erwartet wurde die Premiere der Schinderhannesfestspiele. Nach gelungener öffentlicher Generalprobe folgte ein rauschendes Fest auf dem Simmerner Schlossplatz, das Signalwirkung für die Zukunft haben dürfte.

Simmern. Mit 500 Besuchern war die Premiere der Schinderhannesfestspiele auf dem Simmerner Schlossplatz restlos ausverkauft. Die mit Spannung erwartete Aufführung geriet zum Erfolg auf allen Linien. Die fünf verschiedenen Versionen, wie es hätte gewesen sein können mit der Flucht von Johannes Bückler aus dem Pulverturm Simmerns, kamen bestens beim Publikum an. Mehrfacher Szenenapplaus machte dies bereits zu Anfang deutlich.Im Zelt herrschte ein dichtes Gedränge

Auch das Drumherum stimmte. Tat sich der Schlossplatz in der Vergangenheit häufig schwer damit, ein ansprechendes, stimmungsvolles Ambiente für kulturelle Veranstaltungen aller Art zu bieten, so war diesmal davon überhaupt nichts zu spüren. Ein Zuschauer regis trierte hocherfreut: "Wann hat es das schon einmal gegeben: Man holt sich ein Bier am Getränkestand und kommt kaum durch die Menge durch?" In der Tat herrschte im Zelt und an den Getränkebrunnen drängende Enge - vor der Aufführung, während der Pause und auch nach dem Schlussapplaus. Bis tief in die Nacht gab's entspannte Fröhlichkeit.Auch das Wetter spielte mit. Sah es tagsüber noch danach aus, dass die schwarzen Wolken die Premierenfeier verhageln würden, so lösten diese sich pünktlich zur Vorstellung in Wohlgefallen auf und ließen sogar die Sonne hervor. Die Akteure auf der Bühne erfüllten die große Erwartungshaltung des Publikums. Mehr noch: Wenn Hermann-Josef Loskill als Turmwächter erschien, war ihm der Szenenapplaus gewiss. Aber das schafften auch seine Kollegen.Festspiel-Macher Michael Becker war am Ende mit Recht stolz darauf, was der gesamte Tross aus Schauspielern, Technik-Team, Helfern vor und hinter der Bühne geleistet hatte, allen voran Regisseur Günther End, der es als erfahrener Theater-Mann verstanden hatte, unter anderem aus eifrigen Stadtratsmitgliedern brauchbare Schauspieler zu formen.Auch ihm stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, als er sich zum Schluss bei Michel Becker herzlich mit einer Umarmung bedankte: "Ein Regisseur kann immer nur so gut sein wie das Stück", gab er das Kompliment zurück, das ihm Becker zuvor für sein gelungenes Wirken gemacht hatte. Bürgermeister Manfred Faust war am Ende ebenfalls hocherfreut über die gelungene Premiere der ersten Schinderhannesfestspiele in der Kreisstadt und lud Ensemble und Publikum zum geselligen Beisammensein ein. Und das erfolgte dann auch tatsächlich. Das Vorurteil, dass die Simmerner sich bei solchen Anlässen häufig schwer tun, erfuhr keine neue Nahrung. Im Gegenteil: Die Stadt spendierte sogar Freibier und Gulaschsuppe. Schauspieler mischten sich in ihren historischen Kostümen unters Volk. Man plauderte fröhlich - in der Gewissheit, dass mit den ersten Schinderhannesfestspielen etwas angestoßen war, das endlich das Zeug hat, der Kreisstadt jenes kulturelle Markenzeichen zu verpassen, wie es Emmelshausen mit dem Zentrum am Park, das kleine Dorf Bell mit dem Bell-Vue und nicht zuletzt Kastellaun mit seiner Burgbühne seit Jahren haben.Lag's möglicherweise an dem Bestuhlungsgerüst? Die Leihgabe der Kastellauner Burgbühne machte sich nicht nur optisch gut und sorgte für echtes Theater-Flair, sondern hat aus der Nachbarschaft vielleicht auch ein wenig von dem Geist eines erfolgreichen Kulturprogramms in die Kreisstadt geweht. Manfred Faust lag damit in doppeltem Sinne richtig, als er zu Kastellauns Bürgermeister Frey sagte: "Danke Fritz."

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