"Rotes Rathaus": Hinweis auf mangelnde Isolierung

MORBACH. Sanierung oder Neubau des Morbacher Rathauses - diese Frage wird die Morbacher Kommunalpolitik in nächster Zeit weiter beschäftigen. Der Trierische Volksfreund suchte bei einem Rundgang durch das Gebäude und die Nebenräume nach den Schwachstellen.

Gemeindemitarbeiter, die mit Eimern hantieren, zählen in der Regel zum Reinigungspersonal. Im Morbacher Rathaus ist das anders. Dort gehört das Unterstellen von Behältern manchmal zu den täglichen Aufgaben der Büroangestellten. Zumindest bei denen, die ihre Arbeitsplätze im oberen Stockwerk haben. "Das Flachdach war wiederholt undicht", versichert Büroleiter Theo Gätz.Im Moment scheine es zwar dicht zu sein, doch müsse es dringend saniert werden. Das hat laut Gätz verschiedene Gründe. "Es mag ja sein, dass viele Baufehler gemacht worden sind", räumt der Büroleiter beim Gedanken an das leicht schief stehende Haus mit dem deshalb verkleinerten Aufzug ein. Doch das Gebäude sei auch von Anfang an zu klein dimensioniert gewesen und für eine Verwaltung weder zweckmäßig, noch wirtschaftlich gebaut. Außerdem seien Sanierungen lange zurückgestellt worden.Gründe waren zum Beispiel der 1991 beschlossene und später verworfene Neubau Birkenfelder Straße und die danach geplante Erweiterung.Schieferplatten fallen ab

Mittlerweile ist daher nicht nur das Dach durchlässig. Eine thermografische Untersuchung ließ die Wände von oben bis unten erröten - ein Hinweis auf schlechte Wärmedämmung.In einem intensiven Rot leuchteten die Beton-Außenwände des nach hinten oberirdisch gelegenen Kellers. Der daraus ersichtliche hohe Wärmeverlust ist der Fassade mit den sich abwechselnden Fenster- und Naturschieferreihen nicht anzusehen. Doch der Schein trügt. Die Anzeichen von Verwitterung sind unübersehbar.Schlimmer findet Gätz jedoch etwas anderes: "Die Fassade fällt uns langsam, aber sicher ab." Glücklicherweise wurde bisher beim Abfallen der großen Platten niemand verletzt. Auch die Fenster büßten viel von ihrem Glanz ein. Dabei sollten sie modernsten Anforderungen entsprechen und bei eingeschaltetem Licht zwar einen Ausblick, aber keinen Einblick ermöglichen. Soweit sich der Büroleiter erinnern kann, war es aber "eher umgekehrt". Nun seien die Fenster "überwiegend blind" und "mehr als undicht", wie die Thermographie belegte.Darüber hinaus hat sich das damals hochmodern anmutende Design der sich rund um den Gebäudewürfel nahtlos, sprich ohne Mauerwerk, aneinander reihenden Fenster nicht gerade als Geniestreich erwiesen. Denn die Aufteilung der Büroräume ist dadurch starr und lässt keine Veränderung der Zwischenwände zu. Laut Gätz "ein Problem".Ein weiteres Handicap der verglasten Fassade ist, dass die Mitarbeiter mangels Jalousien schutzlos der Sonne ausgesetzt sind. Was auch Gardinen nur bedingt lindern können, und vor allem in den Eckzimmern den Panoramablick verleidet.All diese Probleme führen mit der räumlichen Enge zu einer Beeinträchtigung der Arbeitsbedingungen, mit denen die Mitarbeiter sich notgedrungen arrangiert haben. Die 1980 in das Nachbar-Anwesen Faber ausgelagerte Bauabteilung wird schon nicht mehr beklagt. Ebenso wie der Umzug eines Mitarbeiters in ein Oberlicht-Kellerbüro oder die in den Archiven feucht werdenden Akten. Die Sitzungsunterbrechung wegen einer herabstürzenden Zimmerdecke war glücklicherweise nur ein Einzelfall, bei dem es neben Prellungen keine größeren Verletzungen gab. Dagegen sind die von den Flurwänden fallenden Klinker harmlos.Und mit der zeitweiligen Verdunkelung lässt sich auch leben. Schließlich fliegt die Etagensicherung nur dann raus, wenn die Reinigungstruppe vor dem Staubsaugen das Licht im Sitzungsraum nicht ausgeschaltet hat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort