Ryanair wahrt alle Optionen

Lautzenhausen/Bitburg · Dem Passagiergeschäft am Flughafen Hahn droht Konkurrenz in direkter Nachbarschaft: Eine Investorengruppe möchte den ehemaligen Militärflugplatz Bitburg zum Zivilflughafen ausbauen (der TV berichtete). Hahn-Großkunde Ryanair hält sich noch zurück, schließt aber einen zweiten Landeplatz in der Region nicht aus.

Frank Lamparski aus Luxemburg, Kopf einer internationalen Investorengruppe, möchte den Ex-Militärflugplatz Bitburg zum Verkehrsflughafen ausbauen. Schon in fünf Jahren soll ein Passagierterminal stehen, in dem bis zu 2,5 Millionen Menschen pro Jahr abgefertigt werden können. Damit hat der geplante "Bit-Airport" Potenzial, zu einem der größten Regionalflughäfen Deutschlands zu wachsen. Internationale Landeplätze wie Leipzig, Saarbrücken, Dresden oder Bremen würde er nach heutigen Maßstäben bei Vollauslastung sogar übertrumpfen. In der Eifel hält man die kühnen Pläne für realistisch, auch der Kreistag Bitburg-Prüm hat sich schon mit dem Thema befasst.

Doch was würde ein solcher Flughafen für den Hahn bedeuten? So angenehm nah der Hunsrück-Airport an der Me tropolregion Rhein-Main liegt, so gut würde sich auch ein Bitburger Flugplatz als "Hafen" der Region Eifel, Luxemburg und Ostbelgien eignen. Nachfrage aus dieser Gegend gibt es - die Frequenz der roten und gelben Autokennzeichen am Hahn ist bekanntlich relativ stattlich. Bitburg könnte dem Hahn also im Passagierbereich - sofern attraktive Flugziele angeboten werden - einen erheblichen Teil seiner Kunden abknöpfen oder sogar neue Flugbegeisterte anziehen. Die europäische Fluggesellschaft Ryanair, wichtigste Nutzerin des Hunsrück-Airports, sagt bislang nichts zu den Flughafenplänen. Gegenüber unserer Zeitung gibt Ryanair-Pressesprecher Daniel de Carvalho lediglich einen dezenten Hinweis: "Flughäfen, von denen Ryanair fliegt, können durchaus nah beieinanderliegen, wie dies bei Girona und Reus (Anmerkung der Redaktion: Beide Flughäfen liegen nahe Barcelona) oder anderen der Fall ist." Würden die Iren also auch in Bitburg starten und landen wollen? Unvorstellbar ist der Gedanke nicht. Denn die Region um Luxemburg, Lothringen und Ostbelgien ist auf der Ryanair-Flugzielkarte noch immer ein großer weißer Fleck - nach wie vor liegt keine der inzwischen 152 Destinationen des Unternehmens in dieser Gegend. Sofern er denn kommt, könnte ein neuer "Bit-Airport" den Iren also sehr gut ins Konzept passen - möglicherweise mit Konsequenzen für den Hahn. Konkretes dazu sagt das Unternehmen nicht, und auch die Betriebs-GmbH am Hahn möchte sich bislang nicht zum Thema äußern. Das Projekt stehe schließlich noch am Anfang. Macht aber Lamparski ernst und setzt seine Passagierflug-Pläne tatsächlich und so schnell wie geplant in die Tat um, muss sich auch der Hahn neue Gedanken um künftige Wachstumsstrategien - dann mit einem mutigen Konkurrenten im Nacken - machen. Extra Flughafen Bitburg: Frank Lamparski möchte den früheren Militärflugplatz Bitburg zu einem Werft-, Fracht- und Passagierflughafen ausbauen. Die Verantwortlichen in der Eifel haben die Pläne bereits für solide befunden. Schon bald sollen 40 Frachtmaschinen wöchentlich in Bitburg landen können, in fünf Jahren ist die Eröffnung eines großen Passagier-Terminals (Kapazität: 2,5 Millionen Menschen pro Jahr) geplant. Dagegen wurden am Flughafen Hahn im vergangenen Jahr 3,9 Millionen Passagiere abgefertigt (Kapazität: 5 Millionen), überwiegend für den irischen Billigflieger Ryanair. (tol)

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