Slalom und Schuss

Dass Holzfällarbeiten mitunter die heimatkundlichen Kenntnisse fördern, mag vielen bislang noch nicht bekannt gewesen sein. Im Hunsrück wurde diese These in den vergangenen Tagen eindrucksvoll bestätigt.

Weil die Forstarbeiter am Fuß des Erbeskopfs vielen Bäumen den Garaus machten, erwartete die Autofahrer auf der L164 zwischen Thalfang und der Idarbrücke immer neue Überraschungen. Wer aus Trier in Richtung Idar-Oberstein unterwegs war, lernte in der vergangenen Woche zunächst den kleinen Ort Deuselbach kennen. Passend zur Wintersaison zeichnete sich diese Umleitung durch eine rasante Schussfahrt ins Tal und einen verwegenen Slalom durchs Dorf aus. Es kam noch schlimmer: Kaum hatte sich bei den leid geplagten Pendlern unter ihnen Axel M. (Name von der Redaktion leicht abgeändert) das leichte Schwindelgefühl bei der täglichen Kurvenfahrt durch Deuselbach gelegt, da hatten sich die Verkehrsplaner einen neuen Coup ausgedacht. Wer Tage später auf die L 164 einbog und innerlich frohlockte, als ihn an der ersten Abfahrt Richtung Deuselbach keine Absperrgitter mehr an der Weiterfahrt hinderten, der wurde einen Kilometer später arg enttäuscht. Jetzt ging es an der zweiten Abfahrt nicht mehr weiter. Nach dem bekannten Abstecher durch Deuselbach ging das Abenteuer weiter durch die Balkandörfer Morscheid, Riedenburg oder Hoxel. Axel M. resignierte, zumal die Straßensperrung bis Ende Februar andauern sollte. Weil er keine Lust mehr hatte, neue Schleichwege durch den Hochwald auszuprobieren, gab es nur noch eine Alternative: sich hinter einem Lkw im Schritttempo auf der Hunsrückhöhenstraße nach Morbach zu quälen. Doch einen genervten Autofahrer lässt der liebe Gott bekanntermaßen nicht im Stich: Bei der nächsten morgendlichen "Schneckenfahrt" waren die Straßensperren wie von Zauberhand wieder weg, einen Monat früher als geplant und pünktlich zu dem Zeitpunkt, an dem die Lifte am Erbeskopf wieder laufen. Vielleicht ist der liebe Gott ja Skifahrer? (ax)

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