Spart Energie und Moneten

MORBACH. Nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch billiger: Vor wenigen Monaten hat der landwirtschaftliche Betrieb Ritgen von einer Gas- auf eine Hackschnitzelheizung umgestellt.

 Nur fürs Foto demonstriert Jörg Ritgen das Befeuern wie anno dazumal. Die Hackschnitzelheizung des landwirtschaftlichen Familienbetriebes läuft selbstverständlich voll elektronisch.Foto: Ursula Schmieder

Nur fürs Foto demonstriert Jörg Ritgen das Befeuern wie anno dazumal. Die Hackschnitzelheizung des landwirtschaftlichen Familienbetriebes läuft selbstverständlich voll elektronisch.Foto: Ursula Schmieder

Als die Ritgens sich entschlossen hatten, ihren Hof vom Mast- auf einen Ferkelbetrieb umzustellen, war klar: Der Energiebedarf wird enorm steigen. Denn eine Ferkelaufzucht erfordert eine Raumtemperatur von 22 bis 24 Grad und Bodenplatten, die mit 40 Grad heißem Wasser erwärmt werden. Die bisherige Flüssiggasanlage mit einem Jahresverbrauch von 20 000 bis 25 000 Litern war nach Ansicht von Jörg Ritgen und Vater Helmut für diesen Zweck einfach zu teuer. Doch wenn schon umrüsten, dann sollte es eine umweltschonende Alternative sein, die geschlossene Kreisläufe ermöglicht.Zur Debatte stand auch ein Blockheizkraftwerk

Und so entschlossen sie sich für eine Hackschnitzelheizung. Diese Heizung versorgt nicht nur das ganze Haus mit Wärme und Warmwasser, sondern über vier Kreisläufe auch den kompletten Bauernhof samt Ställen, Speicher und der Getreidetrocknung, in der gut 400 Tonnen gelagert werden. Befeuern lässt sich die elektronisch gesteuerte Anlage, die eine mit Leistung von 100 Kilowatt bringt, ganz einfach. Heimische Hölzer, Restholz der Industrie oder auch Stroh und Ausputz-Getreide kommen dafür in Frage. Sind die Stoffe erst einmal zerkleinert, sind Hackschnitzel eben Hackschnitzel; für die Funktionsfähigkeit der Anlage ist egal, woher sie stammen. Neben der Hackschnitzelheizung hatten zuvor eine Biogasanlage oder ein ölbetriebenes Blockheizkraftwerk zur Debatte gestanden. Unabhängig von dem Ziel einer regenerativen Energiequelle, spielten auch Kosten für Investition und laufenden Betrieb bei der Entscheidung eine Rolle. Mit ausschlaggebend sei gewesen, dass der Rohstoff Holz in der Region ausreichend vorhanden sei, so Jörg Ritgen. Im Forst fällt viel Material an; als Beispiele nennt Jörg Ritgen Holz minderwertiger Qualität aus Schonungen oder Bäume, die durch Borkenkäfer belastet sind. Hinzu komme Material aus den Kommunen, wie es etwa bei der Pflege von Straßen-Böschungen anfalle sowie Restholz aus der Industrie. An Angeboten mangele es dem Betrieb bisher jedenfalls nicht. Der große Vorteil sei, dass neben dem eigenen Arbeits- und Zeitaufwand Kosten lediglich für den Unternehmer entstünden, der das Material zerkleinert. Für den Transport zum Sonnenberg könne der eigene Fuhrpark eingesetzt werden. Dass sogar das Beschneiden der hofeigenen Windschutzhecken neuerdings der Wärmegewinnung zu Gute kommt, ist ein weiterer positiver Aspekt. Sogar beim Reinigen des Getreides anfallendes sogenanntes Ausputz-Getreide ist im zerkleinerten Heizungsmaterial mit einem ­ wenn auch geringen Anteil ­ zu finden. Bei der Entscheidungsfindung hatte den Landwirten Uwe Schlüter von der Morbacher Firma Umwelt und Energie beratend zur Seite gestanden. Die Anlage koste etwa 50 000 Euro, einschließlich Brenner und Kessel sowie einem Heizungsraum mit angebautem Vorratsraum für die Hackschnitzel. An die 200 Meter Fernwärmeleitungen wurden verlegt. Bei einer vergleichbaren Gas- oder Öl-Anlage sind laut Schlüter die Investitionskosten nur etwa halb so hoch. Dagegen mache der Hackschnitzelpreis aber nur etwa ein Drittel des Preises für Gas oder Öl aus. "Die Mehr-Investitionskosten hat man in der Regel in vier bis fünf Jahren raus", so der Energieberater. Rund 200 Kubikmeter Hackschnitzel verbrauche der Ritgen-Hof pro Jahr, was mit einer Heizölmenge von 14 000 Litern zu vergleichen sei. Der Marktpreis für einen Kubikmeter Hackschnitzel ­ falls der Verbraucher nicht an genug kostenloses Material rankommt ­ liege bei neun bis zwölf Euro.

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