Streit um Symbolstein

Der Monolith, der für die zwei fehlenden Meter am Erbeskopf verantwortlich ist und inzwischen vor dem Birkenfelder Museum steht, wird zum Politikum. Inzwischen mehren sich Stimmen, die dafür plädieren, dass der Stein wieder zurück in die Verbandsgemeinde Thalfang soll.

 Karnevalisten der Gemeinde Hilscheid, innerhalb deren Gemarkungsgrenzen der Erbeskopf zu finden ist, haben dem Monolithen einen ganzen Wagen gewidmet. TV-Foto: Ursula Schmieder

Karnevalisten der Gemeinde Hilscheid, innerhalb deren Gemarkungsgrenzen der Erbeskopf zu finden ist, haben dem Monolithen einen ganzen Wagen gewidmet. TV-Foto: Ursula Schmieder

Thalfang/Hilscheid. Der Rummel um die fehlenden zwei Meter Erbeskopf hat der Region ein Karnevalsthema beschert. "In Birkenfeld war er versteckt, wir haben ihn hinterm Wald entdeckt." Dieser Vers schmückte zum Beispiel einen Hilscheider Motivwagen. Gemeint ist der Monolith, dessen Verschwinden den Erbeskopf hat schrumpfen lassen. An seiner Spitze hatten sich die Vermesser bis in die 70er Jahre orientiert. Inzwischen ist der Granitblock in Birkenfeld wiederaufgetaucht. Dennoch hat die Geschichte für Ortsbürgermeister Detlef Haink nicht nur eine humoristische Seite. Haink findet es ein "starkes Stück", dass der historisch wertvolle Stein "in einer Nacht- und Nebelaktion" weggebracht wurde.Der inzwischen verstorbene Vorgänger Hainks, Herbert Kling, hatte es an Deutlichkeit in der Sache nicht fehlen lassen. Die Birkenfelder haben den Stein "geklaut", habe Kling immer wieder gesagt, erinnert sich Klaus Hepp vom Wintersportzentrum Erbeskopf. Auch er hält den aktuellen Standort für unpassend: "Der Stein gehört nicht ins Oldenburgische", spielt er darauf an, dass Birkenfeld lange Jahre zum Großherzogtum Oldenburg gehört hatte. Doch zurück in die Gegenwart: Ein großer Teil des Erbes kopfs - darunter auch der höchste Punkt - befindet sich auf Hilscheider Gemarkung. Dass der Stein wegen der Anbindung der Radarstellung an die Heinrich-Hertz-Kaserne nach Birkenfeld kam, mag deshalb aus Hainks Sicht nachvollziehbar sein, für richtig hält er es nicht. Denn es handle sich um ein "Stück Geschichte des Erbeskopfs". Auch Hans-Dieter Dellwo, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Thalfang am Erbeskopf, ist nicht glücklich über die jetzige Situation.

VG-Bürgermeister Dellwo will Gespräche führen

Er würde sich freuen, wenn der "Stein mit Symbolcharakter" wieder einen Platz am höchsten Punkt von Rheinland-Pfalz finden könnte, vielleicht auch im Zusammenhang mit dem Architekten-Wettbewerb, der für die Gestaltung des Erbeskopf-Plateaus in Bälde ausgeschrieben wird. Dellwo will mit seinem Birkenfelder Kollegen Manfred Dreier Gespräche führen. Dreier dagegen findet den Platz, wo der Erbes kopf-Monolith derzeit steht, passend. Er stehe mit anderen Grenz- und Vermessungssteinen "Spalier" vor dem Birkenfelder Museum. Es handle sich um ein "Zeugnis der Geschichte", der vom Verein für Heimatkunde vor der Zerstörung bewahrt worden sei. Dieser Auffassung schließt sich die Regina Geiß-Dreier, Museumsverwalterin und Ehefrau des VG-Bürgermeisters, an: "Wir haben dafür gesorgt, dass der Stein noch existiert." Auch ihrer Meinung nach ist der Stein an der Nahe gut aufgehoben. Einem Gespräch ist man nicht abgeneigt. "Vielleicht können zu dem Thema mal eine gemeinsame Ausstellung machen", schlägt Dreier vor.

Meinung

Zurück aufs Plateau

 Der umstrittene Stein steht derzeit in Birkenfeld vor dem dortigen Museum. TV-Foto: Archiv/Hermann Bohn

Der umstrittene Stein steht derzeit in Birkenfeld vor dem dortigen Museum. TV-Foto: Archiv/Hermann Bohn

Der "König des Hochwalds" ist für alle Orte rund um den Erbes-kopf ein Identifikationspunkt gewesen, und er ist es bis heute. Dass das auch in Birkenfeld der Fall ist, ist deshalb nicht verwunderlich. Nur so ist beispielsweise auch zu erklären, warum das Hinweisschild am Hunsrückhaus mit der - wie wir heute wissen - falschen Aufschrift 818 Meter vom ehemaligen Birkenfelder Landrat Wolfgang Hey geordert wurde. Dennoch blieb das Zugehörigkeitsgefühl der "Oldenburger" ohne Konsequenzen. Gern hätte man Stadt, Verbandsgemeinde oder gar den Landkreis im Zweckverband Erbeskopf mit im Boot gehabt. Entsprechende Gespräche verliefen erfolglos. Der Monolith, um den es derzeit geht, sollte zwischen den Kommunen beiderseits des Erbeskopfs nicht zum Stein des Anstoßes werden, sondern eher ein Symbol der gemeinsamen Verbundenheit. Davon kann dieser Stein allerdings kaum in Thalfang, Hilscheid oder Birkenfeld zeugen, sondern am ehesten auf dem Erbeskopf-Plateau selbst, da, wo seine Geschichte mit einem Themenwanderweg auch derzeit schon sichtbar gemacht wird. i.rosenschild@volksfreund.de

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