Vom Waldmeer führt der Weg zum steinernen Meer

Wenn man die Wanderung über den Erbeskopf als die "Königsetappe" bezeichnen möchte, dann muss man den Abschnitt Morbach - Wildenburg zur "Kaiseretappe" erklären. Mehr als 715 Höhenmeter gilt es zwischen Morbach und der Wildenburg im Anstieg zu absolvieren, zusätzlich fast 600 im Abstieg - mehr als bei jeder anderen Etappe des Saar-Hunsrück-Steigs.

 Der Ortelsbruch mit seinen Stegen im Moorlehrpfad ist ein guter Ausgangspunkt. TV-Foto: Archiv/Hermann Bohn

Der Ortelsbruch mit seinen Stegen im Moorlehrpfad ist ein guter Ausgangspunkt. TV-Foto: Archiv/Hermann Bohn

Morbach. Da sollte man den Füßen im Naturschutzgebiet Ortelsbruch am besten vor dem Abmarsch noch was Gutes gönnen: das Kneippbecken zum Beispiel. Oder einige Zusatzmeter auf den gemulchten Pfaden durch den Naturlehrpfad.

Tolles Panorama mit Blick auf das Tagesziel

Denn hernach warten nach der Durchquerung eines biologisch hochinteressanten Hochmoorgebietes auf Holzstegen - sogar fleischfressenden Sonnentau gibt es hier - lange, geschotterte und teils auch etwas langweilige "Forstautobahnen" durch das Waldmeer oberhalb von Morbach auf den Wanderer.

Auf der Sensweiler Höhe, etwa in der Hälfte zwischen Morbach und Langweiler, haben wir den "Höhepunkt" schon erreicht: 719 Meter über NN. Nun geht es sanft bergab nach Langweiler, zum Forsthaus, hinter dem sich ein tolles Panorama mit der Steinbachtalsperre und unserem Tagesziel, der Wildenburg, bietet. Bis dahin sind es aber noch ein paar Kilometer...

An Sensweiler vorbei geht es hinab ins Idarbachtal, wo der Geopark Krahloch wartet, den uns der technische Angestellte der Verbandsgemeinde Herrstein, Adam Wetzel, zeigt. Naturkundliche und geologische Infos, Hinweise auf die einst intensive gewerbliche und landwirtschaftliche Nutzung des Idarbachs und Tafeln über die vielfältige Pflanzen- und Tierwelt am Rande der Allenbacher Weiher informieren hier umfassend. Der Naturpfad Idarbach liegt allerdings ein wenig abseits des ausgeschilderten Fernwanderwegs.

Nach kurzer Pause heißt es jetzt wieder bergan marschieren, nachdem die Bundesstraße 422 vorsichtig überquert ist. Ginge man immer schnurstracks weiter, käme man zum Ringkopf, den überwucherten Überresten einer keltischen Fliehburg. Doch glücklicherweise dreht der Weg bald schon nach links ab und führt nur noch leicht ansteigend oberhalb der Bundesstraße im Tal durch dichte Buchenwaldbestände. Auf aufgesetzten Böschungen, die von einer intensiven Straßennutzung bereits im Mittelalter berichten, geht es Richtung Kirschweiler. Bald schon öffnet sich der Wald, und der Blick wird frei zum imposanten Hohenfels auf der gegenüberliegenden Talseite und später auch in Richtung Idar-Oberstein. Der Steig zweigt jetzt links ab und führt in steilen Kehren ins Tal. Zuvor sollte man aber noch einige Meter weiter gehen zum Bärloch, einer sagenumwobenen Höhle.

Unten angekommen geht es entlang der Autostraße bis zur B 422, die hier erneut überquert werden muss. Am Fuße der Rosselhalde, einem steinernen Meer, wie es gleich mehrere rund um den Wildenburger Kopf gibt, geht es nun fast flach nach Katzenloch. Dort steht der Schlussanstieg zur Wildenburg an mit der bislang steilsten Steigung auf unserem Fernwanderweg. Und - angesichts der Riesenmenge an aufgestellten Schildern - "endlich" finden wir auch ein Schild, das mal nicht stimmt: "Wildenburg 0,4 Kilometer" steht dort, doch es sind noch mindestens 1,4 Kilometer, bis man endlich am Wildfreigehege ankommt, das der Hunsrückverein hier betreibt. Nun sollte man zum Mobiltelefon greifen und die auf jedem Pfosten angegebene Servicenummer anrufen, um den Fehler (oder etwa auch einen beschädigten Wegweiser) zu melden. Der genaue GPS-Standort ist auf jeder Wegemarkierung angegeben - auch das ist Premium-Klasse.

Endlich sieht man den Turm der Wildenburg aus den Wipfeln auftauchen - das Ziel ist nah. Das Bett für Mehrtageswanderer allerdings noch nicht: Übernachten ist hier oben nicht möglich - es gibt allerdings einen Kiosk im Wildfreigehege und eine Gaststätte. Pensionen und Hotels befinden sich unten in Kempfeld. Und das sind nochmals 1,8 Kilometer bergab. Und am nächsten Morgen bergan.

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