Von Durchzug keine Spur

MARING-NOVIAND. Inge und Alfons Meyer leben seit einem Jahr in einem 5,7-Liter-Haus. Die Heizenergie beziehen sie aus der Erde - und bekommen auf den Strom für ihre Wärmepumpe in den ersten zehn Jahren 15 Prozent Ermäßigung.

Ursprünglich wollte das Ehepaar Meyer im Bölinger Flur in Wittlich bauen. Das Grundstück hatten sie bereits gekauft und zahlreiche Bauherrenschulungen der Stadt belegt. Sie waren fit im Thema energiesparende Bau- und Heizweise, als sie sich dann doch für ein Grundstück in Maring entschieden. Hier ließen sie sich innerhalb weniger Tage ein Haus in Holzständerbauweise hochziehen. Den ökologischen und den ökonomischen Vorteil erläutert Inge Meyer: "Durch den relativ dünnen Wandaufbau gewannen wir Wohnraum. Isoliert haben wir mit einfacher Steinwolle - und zwar nach beiden Seiten." Das verschaffte der gesamten Gebäudehülle die erwünschte hohe Luftdichtigkeit. Die Meyers bezeichnen ihr Haus als "Niedrigstenergiehaus", auch wenn das keine offizielle Bezeichnung ist. Offizieller und aussagekräftiger ist da die Kennzahl "5,7-Liter-Haus": Pro Jahr und Quadratmeter würden sie, wenn sie ihre Wärme mit Heizöl erzeugen würden, davon 57 Kilowatt verbrauchen. Das ist ein guter Wert, der sich in barer Münze auszahlt. Von September 2003 bis Anfang Juli 2004 zahlte das Ehepaar, das den Innenausbau weitgehend selbst erledigt hat, gerade mal 326 Euro an die RWE, und das für immerhin 176 Quadratmeter Wohnfläche, einschließlich des kompletten Warmwasserbedarfs. Dabei ist zu beachten, dass sich der Verbrauch in den kommenden Jahren stetig verringern wird. Bauherren wissen, warum: Neue Häuser trocknen nur sehr langsam aus. Außerdem war der Wohnraum im Keller im ersten Winter noch nicht isoliert, und der Fließ-Estrich musste während der Einbauphase ordentlich durchgeheizt werden - beides einmalig auftretende, beträchtliche Kostenfaktoren. Das Herzstück des Systems bildet die Wärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl von 1:5,53, das Heißt: Mit einem Kilowatt Stromleistung werden 5,53 Kilowatt Wärmeleistung erzeugt. Gerade der Pumpe sollten Interessenten gesteigerte Aufmerksamkeit widmen. Viele haben eine Jahresarbeitszahl von nur 1:4 und arbeiten extrem laut, sagen die Meyers. In ihrem Keller erzeugt die Wärmepumpe ungefähr so viel "Lärm" wie ein Kühlschrank.Kerzen sorgen für höhere Temperatur

Hinter dem Haus liegen in 1,2 Metern Tiefe, unsichtbar im Meyerschen Garten, die Erdkollektoren für die Wärmeerzeugung der Heizung. Das ummantelte Kupferrohr ist robust: "Da kann man ruhig Bäume drüber pflanzen." Meyers entschieden sich für eine Verdampfer-Flüssigkeit im Inneren der Rohre (Sole ist ebenfalls möglich). Die Kollektoren für die Warmwasseraufbereitung sind in der ehemaligen Baugrube versteckt. Die Wärmepumpe entzieht der ankommenden Luft, die selbst bei minus zehn Grad Außentemperatur noch mit vier Grad plus ankommt, die mitgebrachte Wärme. Im warmen Halbjahr kommt die Zuluft direkt durch die Außenwand, ab fünf Grad plus abwärts schaltet das System um: Dann zieht es sich die Luft durch ein 35 Meter langes 200er-Rohr von 20 Zentimetern Durchmesser, das in der Erde verlegt ist. Die warme Luft gelangt in der gewünschten Temperatur ins Wohnzimmer. Abgezogen wird sie durch Küche und Bad. Selbst auf ihrem Weg zurück ins Freie gibt diese Luft noch 87 Prozent der Restwärme ab - ein sehr effektiv arbeitendes System, das ein sehr angenehmes Gefühl in den Räumen entstehen lässt. Von dem häufig vermuteten Durchzug ist nichts zu spüren, er entpuppt sich als Vorurteil. Inge Meyer mag es lieber kühler, Alfons Meyer lieber einen Tick wärmer im Haus. Kurz bevor er vom Job nach Hause kommt, bedient sie sich eines verblüffenden Kniffes: Sie zündet ein paar Kerzen über dem Wohnzimmertisch an, und erreicht so im gut isolierten Haus einen Wärmezuwachs von einem Grad: "Wir haben es gemessen!" Und hier noch zwei wichtige Tipps: Der Preis für die Wärmepumpe hängt von der benötigten Leistung ab. Meyers haben für ihre 19 000 Euro bezahlt, übrigens einschließlich des gesamten Lüftungssystems. Es war die "Komfortlösung": Heizung- und Warmwasserwärmepumpe in einem, überwacht per Fernwartung von der Firma, die das System gebaut hat. Eine Vielzahl von Parametern schlagen im Störfall Alarm, lange bevor die Bewohner den Wärmeabfall bemerken. Vorgekommen ist das bei Meyers noch nicht. Und: Anlagen sind nur dann optimal, wenn sie mit maximaler Leistung laufen können. Unerlässlich ist also eine penible Planung vor Baubeginn.

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