Von Krokodilen und Schnecken

MORBACH. Per Videokonferenz nahmen Zweitklässler der Grundschule Morbach Kontakt zu ihren Brieffreunden in Frankreich auf.

Eigentlich war es ein ganz normaler Schultag. Eben erst hatten die Zweitklässler der Morbacher Grundschule in aller Ruhe ihr Frühstück verspeist und waren geordnet und in gebührender Ruhe in den Computerraum umzogen. Dort angekommen, schafften es aber nicht alle, sich vorerst brav mit dem Ausmalen von Lied-Illustrationen zu beschäftigen. Dafür war die Neugier auf das, was folgen sollte, einfach zu groß. Würde es diesmal klappen, dass sie sich mit ihren französischen Brieffreunden, die sie im vergangenen Jahr in Morbach bereits persönlich kennen gelernt hatten, via Computer unterhalten könnten. Bei einem ersten Versuch hatten sie sich nämlich mit der reinen Bildschirmanzeige begnügen müssen, weil die Tonübertragung nicht richtig funktionierte. Doch dieses Mal fühlte sich Lehrerin Irmgard Wagner auf der sicheren Seite. Denn Kollegin Meike Rother hatte in Person von Oliver Schmidt technisch versierte Unterstützung organisiert. Was sich denn auch bewährte, als pünktlich zu der vereinbarten Zeit die ersten Bilder am Monitor erschienen und zur Erleichterung aller auch Stimmen zu hören waren. Aufgeregt drängten die Kinder Richtung Computer, auf dem sie in zwei kleinen Fenstern sich selbst und die französischen Schüler ausmachen konnten. Vielleicht würden sie ja ihre Freunde sehen können. "Je suis Maria- où est Blandine?", erkundigte sich eine der Achtjährigen nach ihrer französischen Brieffreundin. Und Hanna gab - nach kurzer Rückversicherung bei ihrer Lehrerin - perfekt über das sonnige Wetter in Morbach Auskunft: "Le soleil brille", antwortete sie auf die Frage der in etwa gleichaltrigen Schüler aus Thionville. Auch beim anschließenden Tierrätsel, das sich die Schüler der bilingualen französischen Schule ausgedacht hatten, stellten die Morbacher unter Beweis, dass schon einiges wissen. "C'est un crocodile" waren sich einige bei dem im Wasser lebenden grünen Tier schnell sicher und als sie "l'escargot", die Schnecke, errieten, riefen sie das sogar gleich im Chor. "Das ist schon eine Motivation", stellte Wagner zum erfolgreichen Einsatz von Mikrofon und Webcam fest. In die Wege geleitet hatte diese Premiere Michel Behr, französischer Inspekteur der Schulbehörde, der zuvor die digitale Video-Kamera in Morbach installiert hatte. Video-Konferenzen wie diese sind laut Wagner in Frankreich angedacht, um Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Leistungen miteinander zu vergleichen. Die noch recht neue Möglichkeit der Konversation war allerdings nicht für alle Morbacher Schüler neu. Für den Achtjährigen Joshua gehört die Webcam jedenfalls schon zur Grundausstattung beim Zelten: "Damit die Oma mich immer sieht."

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