Wirbel um Referenten

ERBESKOPF. Wirbel nach der fünften Regionaltagung zur nachhaltigen Entwicklung im Hunsrückhaus. Richard Pestemer wirft den Organisatoren des Hunsrückhauses im Nachhinein vor, einen Opus-Dei-Mann eingeladen zu haben.

Jürgen Liminski, so argumentiert der Neunkirchener Ortsbürgermeister und Journalist, habe in seinem Vortrag ein "modern kaschiertes tatsächlich aber reaktionäres angeblich christlich bestimmtes Familienideal" propagiert, mit dem die Rolle der Frau als Mutter und dienender Partner des Mannes festgeschrieben werde. Problematisch wird es für ihn, wenn sich herausstelle, dass der Referent Sympathisant oder gar Mitglied von Opus Dei sei, einer "sektenartigen und mafiösen ultrakonservativen Kadertruppe innerhalb der katholischen Kirche". Der streitbare Kommunalpolitiker will zudem wissen, wer die Verantwortung für den "offensichtlichen Skandal" trägt. Trotz der harschen Kritik in Pestemers Online-Zeitschrift "Tacheles Regional" stehen die Organisatoren nach wie vor hinter dem Tagungsprogramm und den dafür ausgewählten Referenten, versichert Corinna Albert vom Hunsrückhaus. Liminski sei ihnen von der Konrad-Adenauer-Stiftung als Fachmann für Familienpolitik und Frankreichkenner empfohlen worden. Den volljährigen Teilnehmern müsse man zumuten dürfen, sich ihre eigene Meinung zu bilden. Gemeinsam mit den Mit-Organisatoren Ralf Becker vom Entwicklungsschwerpunkt Hochwald und Peter Heil von der Landeszentrale für Umweltaufklärung Rheinland-Pfalz fragt sich Albert, warum die Bedenken nicht vor oder während der Tagung laut wurden. Pestemers Vorwürfe bezeichnet Becker als "puren Quatsch". Ob der Mann Mitglied bei Opus Dei sei, interessiere ihn nicht: "Wir leben in einem demokratischen Land." Liminski selbst, Moderator beim Deutschlandfunk und acht Jahre lang Chef der Außenpolitik bei der Tageszeitung "Welt", ärgert sich vor allem darüber, dass ihm "im Nachhinein Messer nachgeworfen" würden, statt dass Pestemer bei der Tagung mit "offenem Visier" angetreten sei. Die Vorgehensweise sei "feige und disqualifiziere den Kritiker als Ideologen". Der Vater von zehn Kindern macht im übrigen keinen Hehl aus seiner Mitgliedschaft bei Opus Dei.

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