Zahlen sollen die anderen

Dass der Saar-Hunsrück-Steig als bester Wanderweg Deutschlands entsprechend vermarktet werden muss, darüber sind sich alle einig. Doch nicht alle wollen auch die ihnen zugedachten Kosten übernehmen.

 Ausgezeichnet wandern lässt es sich auf dem Saar-Hunsrück-Steig. Doch Unstimmigkeiten gibt es bei den Kosten für die Vermarktung. Foto: SZ

Ausgezeichnet wandern lässt es sich auf dem Saar-Hunsrück-Steig. Doch Unstimmigkeiten gibt es bei den Kosten für die Vermarktung. Foto: SZ

Morbach/Thalfang/Hermeskeil. Der Saar-Hunsrück-Steig gehört zu den besten Wanderwegen in ganz Deutschland. Das hat zumindest eine Experten-Kommission Anfang des Jahres festgestellt. Doch der Titel als solcher ist nicht allzuviel wert, wenn er nicht gleichzeitig offensiv vermarktet wird, davon sind fast alle Anrainer-Gemeinden überzeugt. Doch um die Kosten hierfür - das Marketingbudget beträgt derzeit 125 000 Euro - gibt es Unstimmigkeiten zwischen den Betroffenen. So weigerte sich die Verbandsgemeinde (VG) Thalfang, die geforderte Summe von 10 615 Euro zu zahlen, und der VG-Rat beschloss, nur 4870 Euro zu überweisen. Der Saar-Hunsrück-Steig führe an Thalfang vorbei und die VG sei nicht ausreichend in die Wertschöpfung mit eingebunden, begründet Michael Suska, Leiter Finanzen und Organisation bei der VG, die Entscheidung. Die Gewichtung der Anteile an den Marketing-Kosten müsse überdacht werden. Die Verbandsgemeinde Kell am See hat zwar für dieses Jahr die Kosten von 12 800 Euro akzeptiert, aber nur mit heftigen Bauchschmerzen in einer knappen Mehrheitsentscheidung im VG-Rat.In der Einheitsgemeinde Morbach steht man voll hinter dem Saar-Hunsrück-Steig und den damit verbundenen Marketing-Kosten. "Wir versprechen uns davon einiges", sagt Theo Gätz, Büroleiter in Morbach. "Erfolgreich ist man heutzutage nur mit zertifizierten Wanderwegen, da gehört auch ein entsprechendes Marketing dazu."

Ähnlicher Meinung ist man in Hermeskeil. Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil, ist überzeugt, dass "gerade am Anfang ein verstärktes Marketing sehr wichtig ist". So hat der VG-Rat auch die geforderten 12 800 Euro ohne größere Widerstände in den Haushalt aufgenommen. In Hermeskeil spürt man auch schon die ersten positiven Ergebnisse. "Ich habe schon viele positive Rückmeldungen von Gastronomen bekommen", sagt Hülpes. Auch die Zahl der Vorbuchungen sei deutlich gestiegen. "Diesen Anfangsschwung nach der Auszeichnung als bester Wanderweg Deutschlands muss man nutzen", sagt Hülpes. Dennoch ist er überzeugt, dass die Kosten in den nächsten Jahren sinken müssen.

Doch die Tourismuszentrale des Saarlands fördert das Marketing nur in diesem Jahr mit 65 000, so dass sich der Beitrag der Verbandsgemeinden eher noch erhöhen wird. Daher wird darüber nachgedacht, die Landkreise einzubeziehen oder andere Möglichkeiten der Finanzierung zu finden.

Meinung

Nicht einfach ausscheren

Ein Leuchtturm muss leuchten - und alle müssen ihren Beitrag dazu leisten. Dass der Saar-Hunsrück-Steig zum besten Wanderweg Deutschlands gewählt wurde, ist ein ungeheuerer Gewinn für die Region. Gerade jetzt müssen alle zusammenstehen und den Wanderweg gemeinsam optimal vermarkten, um die Anfangsenergie zu nutzen. Da kann es nicht sein, dass die Verbandsgemeinde Thalfang eigenmächtig den eigenen Anteil herunterrechnet. Was wäre, wenn die anderen Verbandsgemeinden sich dasselbe Recht herausnähmen? Schließlich muss jetzt irgendjemand diese Anteile übernehmen. Angesichts der Finanzsituation in den betroffenen Verbandsgemeinden wird sich niemand darum reißen. Natürlich kann diskutiert werden, wer wie stark von dem Wanderweg profitiert und wer dementsprechend zahlen soll, aber bitte vorher. c.brunker@volksfreund.de

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