Zauberei für Augen und Gaumen

Mit einem Gala-Abend wurde die neunte Hunsrücker Spezialitätenwoche in der Verbandsgemeinde Thalfang am Erbes kopf offiziell eingeläutet. Die Gäste genossen das Sechs-Gänge-Menü im Thalfanger Restaurant "Am Weiher".

 Rita Arens-Heinz (links) aus Thalfang und Berta Metzger aus Talling genießen das Menü, das Jennifer Merten serviert. TV-Foto: Ilse Rosenschild

Rita Arens-Heinz (links) aus Thalfang und Berta Metzger aus Talling genießen das Menü, das Jennifer Merten serviert. TV-Foto: Ilse Rosenschild

Thalfang. Jennifer Merten empfängt die Gäste im Restaurant "Am Weiher" mit einem Riesling-Sekt. Bei Aprikosen, Datteln und Pflaumen im Speckmantel holen sich die 35 Teilnehmer beim Gala-Abend anlässlich der neunten Hunsrücker Spezialitätenwoche einen Vorgeschmack auf das Sechs-Gänge-Menü, das sie erwartet. Derweil legt Vater Reinhold Merten in der Küche letzte Hand an die kalte Vorspeise "Spanferkelsülze an Löwenzahnsalat und Lauchvinaigrette". Er arbeitet hochkonzentriert. Schließlich soll jeder Vorspeisenteller wie ein Ei dem anderen gleichen.

Echte Hunsrücker Traditionsgerichte stehen nicht auf dem Menü des Kochs für den Gala-Abend. Allerdings legt Merten Wert auf Zutaten aus der Region: vom Kürbis für die Suppe bis zu den Maronen in der Nachspeise.

"Wie immer gut" schmeckt es Renate Ollech und Heinz Droste. Sie sind Stammgäste bei Merten und sind beim Gala-Abend dabei, weil sie wissen, "dass wir hier etwas Besonderes bekommen". Die Hunsrücker Küche würde sie reizen, "wenn man sie denn bekommen würde", sagt das Paar aus Dhronecken mit Blick auf das gesamte Angebot der neunten Spezialitätenwoche, an der sich in diesem Jahr neben Merten sieben weitere Betriebe aus der Verbandsgemeinde Thalfang am Erbeskopf beteiligen. Bei manchen Gerichten fehlt ihnen der regionale Bezug.

Birgit und Armin Oettel aus Thalfang, die mit holländischen Freunden gekommen sind, legen dagegen auf das Hunsrück-Typische weniger Wert. Im Restaurant möchten sie eher Gerichte essen, die zu Hause nicht auf den Tisch kommen.

Die Gourmets kommen in Thalfang auf ihre Kosten. "Erstklassig" schwärmt Christoph Knippel, erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Thalfang, die neben der "Urlaubsregion Thalfang am Erbeskopf (Ute) zu dieser Veranstaltung eingeladen hatte. Die "prima Küche" lobt auch Lothar Manz aus Deuselbach, dem allerdings die Portionen "etwas zu üppig" sind.

Nicht nur der Gaumen wird verwöhnt. Pablo, der Zauberer, alias Paul Lauer aus Brücken, serviert so manches Kunststückchen fürs Auge.

Eine Tür weiter erklärt Küchenchef Merten zwischen zwei Gängen, dass er sich von der Beteiligung an der Spezialitätenwoche keinen Mehrumsatz verspricht. Nach seinen bisherigen Erfahrungen lockt die Traditionsveranstaltung keine zusätzlichen Gäste in sein Lokal. Aber: "Man muss ja dabei sein." Für Klaus Hepp von der "Ute" ist die Veranstaltung dennoch ein Erfolg, allein schon wegen der Tatsache, weil sie bereits zum neunten Mal "in dieser Intensität" stattfindet.

Zur Hunsrücker Spezialitätenwoche laden acht Gastronomen in der Verbandsgemeinde Thalfang bis zum 4. Oktober ein.

Meinung

Stiefkind Regionalküche

In Schwaben bietet jeder Gastronom, der etwas auf sich hält, Maultaschen, Rostbraten und Spätzle auf seiner Tageskarte an. Die Rheinländer setzen auf "Himmel und Erde" und rheinischen Sauerbraten. Und sie würden dies wohl kaum tun, wenn die Gäste dies nicht honorieren würden. Nur im Hunsrück ist die regionale Küche eher die Ausnahme als die Regel. Liegt es daran, dass sie noch immer als Arme-Leute-Küche gilt? Wohl kaum, das trifft für andere Landstriche ebenfalls zu. Oder ist sie zu aufwendig? Das mag ja für Schales und gefüllte Klöße gelten, aber das sind ja nicht die einzigen Traditionsgerichte. Wenn Klaus Hepp von der Urlaubsregion Thalfang am Erbes kopf es als Erfolg wertet, dass die Spezialitätenwoche seit immerhin neun Jahren existiert, dann hat er recht damit. Selbstverständlich ist dies nämlich nicht. Um die regionale Küche mit Blick auf das Regionalmarketing voranzubringen, ist es ratsam zu überlegen, ob das Konzept nicht noch verbessert werden kann. Zumindest sollte die Hunsrücker Spezialitätenwoche auf die Dauer auf breitere Beine gestellt werden. i.rosenschild@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort