Zu Besuch bei einer alten Dame

Ihr Leben prägten reichlich Arbeit und die kleinen Alltagsfreuden. Heute feiert Emma Ochs im Hochwald-Altenzentrum St. Klara in Hermeskeil ihren 100. Geburtstag.

 Stolz auf die Lebensleistung von Emma Ochs sind ihr angenommener Sohn Herbert Weirich und dessen Frau Ingeborg. TV-Foto: Hans-Josef Loch

Stolz auf die Lebensleistung von Emma Ochs sind ihr angenommener Sohn Herbert Weirich und dessen Frau Ingeborg. TV-Foto: Hans-Josef Loch

Etgert/Hermeskeil. (jolo) Es ist ein ruhiger Sonntagnachmittag mitten im sommerlichen Frühling. Die Sonne wirft ihre warmen Strahlen ins Altenzentrum. Einige dieser Wärmespender treffen auf Emma Ochs. Sie wurde eigens von ihrer Pflegerin fein herausgeputzt, weil sich Besuch angesagt hat. Aber das stört die alte Dame nicht. Sie ist weit, weit weg. Vielleicht bei Friedrich Röder, ihrer großen Liebe, den sie am 31. März 1938 heiratete. Leider hielt dieses Ehebündnis nicht lange, da ihr Friedrich kurz danach eingezo-gen wurde und im Krieg fiel. Mit ihrem zweiten Mann, dem Ra-versbeurener Willhelm Ochs, ging sie am 29. Januar 1954 eher ein Zweckbündnis ein. Als jetzt Herbert Weirich, der mit seiner Frau Ingeborg zu Besuch gekom-men ist, ins Spiel kommt, huscht ein kleines verschmitztes Lä-cheln über ihr Gesicht. 1960 war es, als der damals elfjährige Herbert und sein Bruder Fritz (10) aus dem Waisenhaus Celle von Wilhelm und Emma Ochs adoptiert wurden. ,,Die Erziehung von uns Burschen war eine Lebensleistung", sagt ihr Stiefsohn, zumal die Ersatzeltern damals nicht mehr die Jüngsten waren. Die Emma, die als jüngste von drei Schwestern die elterliche Landwirtschaft organisierte, weil sie schon mit 19 ihre Mutter verlor, hatte auch Hobbys. Ihr größtes war die Handarbeit, sie häkelte massenweise Deckchen und verschenkte sie. Ein weiteres Hobby ist ihr Garten, den sie noch bis vor zehn Jahren bewirtschaftete. ,,Zu jener Zeit war meine Stiefmutter noch fit wie ein Turnschuh", sagt Herbert Weirich und weist auf den 90. Geburtstag hin, an dem die alte Dame noch nachts um halb zwei quietschfidel in der Runde saß. Damals regelte die Etgerterin ihre Geldgeschäfte noch selbst. Erstaunt waren ihr Sohn und dessen Frau, als eines Tages ein Morbacher Möbelwagen vor der Tür stand, der Emma Ochs Sofa zum Neubeziehen abholte. Die betagte und insbesondere Walzer liebende Dame, seit 2000 Bewohnerin in St. Klara, kommt bis heute ohne Medikamente aus. Im Kreise ihrer Lieben, des Pflegepersonals und der öffentlichen Vertreter feiert die älteste Einwohnerin der Verbandsgemeinde Thalfang am Erbeskopf ihren 100. Geburtstag.

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