Der Malborner Aussichtsturm verschwindet

Malborn · Die Stützbalken des Malborner Aussichtsturms sind so marode, dass dieser einsturzgefährdet ist. Da die tragenden Pfeiler nicht ersetzt werden können, soll das Bauwerk abgerissen werden.

Malborn. Die Zeit drängt: Ortsbürgermeisterin Petra-Claudia Hogh hat mit dem Aussichtsturm einen zusätzlichen Punkt auf die Tagesordnung der jüngsten Malborner Gemeinderatssitzung gesetzt. Noch kurz vor der Sitzung hat sie einen Sachverständigen den 35 Jahre alten hölzernen Turm oberhalb des Sportplatzes mit seinen drei Aussichtsplattformen begutachten lassen. Und dessen Erkenntnisse haben sich als niederschmetternd erwiesen. Im Innenbereich, der der Feuchtigkeit nur wenig ausgesetzt ist, ist der Turm zwar noch gut erhalten, aber außen sieht es anders aus: "Von den vier Eckstützen sind drei marode", sagt Hogh.Weggefaultes Holz


Rund um die Schraubköpfe, die den Turm zusammenhalten, ist das Holz weggefault. Die Schlussfolgerung des Sachverständigen: Der Turm muss abgerissen werden. Denn die Hauptstützen können nicht entfernt und durch neue Balken ersetzt werden. Auch lassen sich die intakten Teile des Turms nicht abbauen und nach dem Abriss für den Bau eines neuen Turms verwenden, entgegnet Hogh auf Meldungen aus dem Rat.
Die Schäden sind so enorm, dass die Ortsbürgermeisterin unverzüglich veranlasst hat, den Aufgang mit Brettern zu vernageln. Zusätzlich sind rund um das Gelände und den Turm rot-weiße Flatterbänder angebracht. Außerdem sollen in Kürze Schilder angebracht werden, die vor dem Betreten des Geländes warnen, denn der Turm sei einsturzgefährdet, sagt Hogh.Ende eines Wahrzeichens


Der Turm mit seiner Sicht in Richtung Malborn und Hilscheid sei stets gut frequentiert gewesen. "Er ist eigentlich ein Malborner Wahrzeichen", sagt die Ortsbürgermeisterin. Das Ende des Turms tue weh und gehe der Bevölkerung nahe.
Umgerechnet 150 000 Euro habe der Turm Anfang der 1980er gekostet. Der Bau sei damals hoch gefördert worden. Anfang 2014 habe man noch 3500 Euro in die Erhaltung des Turms investiert. Die Kosten für einen neuen Turm betragen laut Hogh heute zwischen 60 000 und 70 000 Euro. Ferner gebe es für solche Türme keine Fördermittel, erläutert die Ortsbürgermeisterin. Kein Ratsmitglied der verschuldeten Gemeinde setzt sich deshalb für einen neuen Aussichtsturm ein.
Bleibt die Frage, wie und wann der Turm abgebaut wird. Die Ortsbürgermeisterin will mit der Feuerwehr sprechen, ob diese ihn im Rahmen einer Übung entfernen kann. Eines ist laut Hogh klar: "Wir müssen ihn nicht anzünden."Meinung

Aus der Mode gekommen
Aussichtstürme sind eine Rarität geworden. Wenn eine Wandergruppe auf einen solchen Turm trifft, dann stürmen viele mit letzter Energie die Stufen hoch, um ein schönes Panorama zu betrachten. Es gibt leider nicht mehr viele davon. Offenbar sind sie aus der Mode gekommen und passen nicht mehr zum Zeitgeist. Denn heutzutage muss das Wandern ja möglichst naturnah sein. Und von Menschen konstruierte Türme passen nicht mehr in dieses Konzept, sie wirken zu künstlich, verfälschen das naturnahe Erlebnis. Schade eigentlich. Heute bleibt den Wanderern nur noch übrig, auf den hölzernen "Sinnesbänken", die so viele Traumschleifen des Naturparks Saar-Hunsrück zieren, die Beine hoch zu legen. hp.linz@volksfreund.de

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