Im Energie-Wunderland

Wenige Wochen erst ist das Morbacher Rathaus komplett bezogen. Und was soll ich euch sagen? Es ist schon zu klein. Ein Skandal ist das. Das glaubt ihr nicht? Wenn ich es euch doch sage. Es fehlt definitiv ein Kaminzimmer.

Irgendwo muss der Bürgermeister ja hin mit seinen ganzen Auszeichnungen. Erst der Preis als "Klimaschutzkommune", dann der "Deutsche Solarpreis". Und jetzt ist Morbach "ausgewählter Ort" im "Land der Ideen". Jedes Mal gibt es Pokale, Trophäen und Urkunden, und niemand weiß, wohin damit. Die Büros sind definitiv zu klein. Ins Treppenhaus muss schon das meterlange Kunstwerk von unserem "Hunsrück-Warhol" - ihr wisst schon: von R. O. Schabbach. Und ein Kamin, auf dem solche Auszeichnungen gerne einen Platz finden, ist im ganzen Rathaus nicht zu finden. Und keine Chance, die Energie-"Oscars" am Ort des Geschehens auszustellen. Noch immer fehlt in Wenigerath jede Spur vom ach so lange geplanten Besucherzentrum. Auch wenn die Gäste aus aller Herren Länder vermutlich einen Ort dringender vermissen als das Kaminzimmer: das stille Örtchen nämlich. Apropos Energielandschaft: Energiewunderland wäre wohl treffender. Schließlich sind im ehemaligen Muni-Lager zwischen abrissreifen Bunkern und Bombenwartungshallen Windräder zu sehen, die nicht anders aussehen, als Hunderttausende andere auf diesem Planeten. Auch die Fotovoltaik-Anlagen haben eine bestechende Ähnlichkeit mit denen auf Nachbars Dach, nur dass sie eben erheblich größer sind. Trotzdem strömen Tausende und Abertausende von Besuchern aus aller Welt nur so herbei, stecken ihren Nasen in Biogas-Anlagen und die Pellets-Fabrik, als wären es nobelpreisträchtige Erfindungen. Dass weder vom geplanten Energielehrpfad, noch vom größten Windrad der Welt derzeit etwas zu sehen ist, stört offenbar keinen großen Geist. An diesem Wunderland hätte auch Carrolls Alice ihre helle Freude, meint eure

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