Fernab von deutscher Pünktlichkeit

Vor fast einem Jahr hat Christian Maywurm seine Heimat Konz gegen Ecuador eingetauscht. Dort arbeitete er elf Monate als Lehrer an einer Dorfschule und half den Menschen vor Ort in der Landwirtschaft und bei Bauarbeiten. Bei seinem "Anderen Dienst im Ausland" hat er die ecuadorianische Mentalität kennen und schätzen gelernt.

Konz. (as) Die kleinen schwarzen Kakaobohnen in Christian Maywurms Hand haben eine lange Reise hinter sich. "Die habe ich vor ein paar Wochen noch selbst in Ecuador geerntet", erzählt der 20-Jährige begeistert. Im Juli 2007 verabschiedete er sich für elf Monate von seinen Eltern und seinen beiden Geschwistern und zog nach Ecuador. Bei seinem "Anderen Dienst im Ausland" (Adia) im ecuadorianischen Puerto Quito hat er als Lehrer an einer Dorfschule unterrichtet. Der Adia ersetzt den Zivildienst in Deutschland und ermöglicht es jungen Erwachsenen, ein Projekt im Ausland zu unterstützen.An die ersten Tage in seiner Wahl-Heimat Ecuador kann sich Christian Maywurm noch gut erinnern. Besonders seine geringen Spanischkenntnisse stellten ihn am Anfang vor eine große Herausforderung. "Doch wenn man jeden Tag auf die Sprache angewiesen ist, lernt man ganz schnell, sich zu verständigen."Besonders bei seiner Aufgabe als Lehrer in einer Dorfschule konnte Christian Maywurm seine Sprachfertigkeiten unter Beweis stellen. Schüler zwischen fünf und dreizehn Jahren unterrichtete der 20-Jährige in Englisch, Sport und Informatik. Nach Schulschluss unterstützte er seine Gasteltern in der Landwirtschaft und half den Menschen im Dorf bei Bauarbeiten als Maurer, Dachdecker oder Anstreicher. "Es war interessant, in so viele verschiedene Berufe einzusehen", meint er. Seine freie Zeit an den Wochenenden hat er genutzt, um quer durchs Land oder zu den Galapagos-Inseln zu reisen.Im südamerikanischen Ecuador ticken die Uhren anders als in Deutschland. Diese Erfahrung musste Christian Maywurm während seines Ersatz-Zivildienstes oft machen. "Bei Verabredungen sollte man immer eine Stunde mehr einplanen", schmunzelt er. Pünktlichkeit und Pläne spielen bei den Ecuadorianern kaum eine Rolle. Doch Christian Maywurm hat die ecuadorianische Mentalität schätzen gelernt. "Die Menschen sind dort viel herzlicher und unterstützen sich gegenseitig. Jeder nimmt sich Zeit für den anderen", schwärmt er. Auch an die spartanischen Wohnbedingungen hat sich der 20-Jährige schnell gewöhnt. Dächer aus Wellblech und Fenster ohne Glasscheibe gehören in Ecuador zum Alltag. "Anstatt zu duschen habe ich in einem See gebadet", erzählt er. Irgendwann möchte Christian Maywurm seine Gastfamilie in Ecuador bei einem Besuch wiedersehen. "Schon allein weil ich Patenonkel vom Kind meiner Gastschwester bin, muss ich auf jeden Fall noch einmal dort hin", meint er. Doch sehr bald wird es mit diesem Besuch in Ecuador nicht klappen. Schließlich steht für ihn erst einmal ein ganz anderes Projekt auf dem Programm: Sein Umzug nach Köln. Ab September wird er dort sein Studium der Wirtschaftsmathematik beginnen. Bis dahin schwelgt der angehende Student noch in Erinnerungen und lässt sich vom Duft der Kakaobohnen zurück nach Ecuador entführen.

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