Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt

Ein begeistertes Publikum in einer restlos vollen Synagoge - im Rahmen der Wawerner Kulturtage boten Sopranistin Nadine Becker und Tenor Manfred Heinz den Zuhörern ein buntes Klassik-Programm zum Thema "Schon mal geliebt?" von Beethoven bis Donizetti.

 Sopranistin Nadine Becker und Tenor Manfred Heinz (nicht im Bild) überzeugten in der Wawerner Synagoge mit ihrem Programm „Schon mal geliebt?“, einer Auswahl von Liedern und Arien zum Thema Liebe. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Sopranistin Nadine Becker und Tenor Manfred Heinz (nicht im Bild) überzeugten in der Wawerner Synagoge mit ihrem Programm „Schon mal geliebt?“, einer Auswahl von Liedern und Arien zum Thema Liebe. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Wawern. Moderne Popsongs handeln von ihr gleichermaßen wie der mittelalterliche Minnesang. Doch in kaum einer Phase der Musikgeschichte wurde die Liebe, vor allem die unerfüllte, zum so entscheidenden Motiv wie in den Opern des 19. Jahrhunderts. Der Klassik-Zyklus unter dem Titel "Schon mal geliebt?" schöpft seinen Facettenreichtum zum großen Teil aus den Motiven der italienischen Oper: Die Arie "Qunato è bella" aus Gaetano Donizettis "L'elisir d'amore" ("Der Liebestrank") ist genauso vertreten wie das bekannte Duett von Alfredo und Violetta ("Un dì felice eterea") aus Giuseppe Verdis Oper "La Traviata". Der Kanzemer Tenor Manfred Heinz beherrscht dabei alle Register, überzeugt auch mit deutschen Texten und Melodien wie Ludwig van Beethovens "Ich liebe Dich" oder "Ein Jüngling liebt ein Mädchen", einem von Robert Schumann vertonten Gedicht aus Heinrich Heines "Buch der Lieder", in dem der Dichter die Liebe zu seiner Cousine verarbeitet. Sopranistin Nadine Becker brilliert mit "J'ai deux amats" ("Ich habe zwei Geliebte") von André Messager, oder - wiederum als Violetta aus Verdis "La Traviata" - im Duett "Libiamo, ne lieti calici". Pianistin Sonja Kranich aus Trassem begleitete die Sänger am Klavier.Die Schattenseiten der Liebe

Dabei sind es gerade die Schattenseiten der Liebe, die den Reiz der Musik ausmachen: Zorn, Verzweiflung oder schlicht Verwirrtheit sind die Sujets, ohne die auch der Klassik-Abend in der Wawerner Synagoge nicht auskommen kann. Beeindruckend ist Heinz' Vortrag von dem Heinrich-Heine-Gedicht "Ich grolle nicht", vertont von Robert Schumann. Mit gleicher Inbrunst verkörpert Nadine Becker die Rolle der verlassenen Geliebten Elvira in Mozarts "Don Giovanni" (Arie "Mi tradì quell'alma ingrata").Es gelingt den Musikern nicht nur, durch die Auswahl und Anordnung der Lieder und Arien ein buntes Kaleidoskop der Gefühle aufzuspannen, sondern auch die vielen Facetten der Liebe zu vermitteln. Die künstlerische Qualität des Abends steht dabei gleichermaßen außer Frage wie die intellektuelle Auseinandersetzung mit einem der gewichtigsten und tragendsten Sujets der Musikgeschichte.

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