Jeder Tag ist Zähltag

KONZ. Zählen, zählen, zählen, so sieht der Alltag einiger Mitarbeiter der Verbandsgemeindeverwaltung Konz aus. Auf Hochtouren wird dort die Umstellung der Buchführung aller Gemeinden von der Kameralistik auf die kommunale Doppik vorbereitet.

Der Countdown hat begonnen. Stichtag ist der 1. Januar 2009. Das sind zwar noch knapp zwei Jahre, aber bis dahin haben die Mitarbeiter der Verbandsgemeindeverwaltung Konz alle Hände voll zu tun. Bis zu diesem Stichtag müssen sie die Umstellung der kommunalen Buchhaltung von der Kameralistik auf die Doppik (doppelte Buchhaltung) schaffen. Mehr als Einnahmen und Ausgaben

Während auf Seiten der Kameralistik lediglich die Einnahmen und Ausgaben aufgelistet werden, werden bei der Doppik auch sämtliche vorhandenen Werte sowie die Wertverluste erfasst, wie Nikolaus Zimmer, Leiter des Fachbereichs Finanzen bei der VG-Verwaltung Konz, erklärt. Ein Beispiel: Kostet ein Auto beim Kauf 20 000 Euro, so verliert es im Laufe der Zeit an Wert. Dieser Verlust soll durch die doppelte Buchführung nun auch erfasst werden. Denn: "Dieser Verlust muss wieder erwirtschaftet werden. Er darf nicht zu Lasten der kommenden Generationen gehen", sagt Zimmer. Stichwort: intergenerative Gerechtigkeit. Dieses wesentliche Element der Doppik hält einige Mitarbeiter der Verwaltung derzeit ordentlich auf Trab, von denen einige eigens dafür eingestellt worden sind. Denn ihre Aufgabe ist es, das Vermögen der Kommunen zu erfassen und zu bewerten. Diese "Inventur" ist ein mühsames Unterfangen, denn es müssen sämtliche Grundstücke, Gebäude, Straßen und das bewegliche Vermögen der zwölf Gemeinden (inklusive Stadt Konz) ermittelt und bewertet werden. Das heißt beispielsweise bei den 7200 Grundstücken der Kommunen, dass es viele Fragen zu klären gibt: Wann sind sie zu welchem Preis erworben worden? Gibt es davon noch Belege? Bei den Gebäuden wird zusätzlich die technische Ausstattung sowie deren Zustand ausgewertet. Auch Straße ist nicht gleich Straße. Die VG-Mitarbeiter prüfen neben den Maßen, ob es Risse, Frostaufbrüche oder Besonderheiten wie Pflanzbeete oder Pflaster gibt. Viel zu zählen haben sie außerdem bei den "beweglichen Gegenständen". Denn sie müssen laut Zimmer alle Sachen in kommunalem Besitz mit einem Wert von über 410 Euro ermitteln. Vom Spielzeug in den Kindertagesstätten (diese werden allerdings im Gesamtwert gerechnet) bis hin zu Tischen, Computern oder Parkbänken müssen sämtliche Gegenstände erfasst werden.Umstellung verursacht riesige Kosten

Die Umstellung der Buchführung sei "mit riesigen Kosten verbunden", erklärt Nikolaus Zimmer auf TV-Anfrage. Derzeit kalkuliert er rund 300 000 Euro Personalkosten bis 2009 ein sowie mehr als 100 000 Euro für Fortbildungen und EDV. Diese Kosten von mehr als 400 000 Euro tragen die Verbandsgemeinden mit ihren Gemeinden selbst. Überhaupt ist die Umstellung eine echte Herausforderung für die Mitarbeiter der Verwaltung, weil niemand bisher mit dem System gearbeitet hat. "Es entstehen jeden Tag neue Fragen", berichtet Niko Zimmer. Neben einer zentralen Kontaktstelle in Rheinland-Pfalz gibt es beispielsweise auf Kreisebene eine Arbeitsgemeinschaft, bei der die Mitarbeiter ihre Erfahrungen austauschen können. Natürlich werden sie - ebenso wie die Mitglieder der kommunalen Gremien - bei Schulungen fit gemacht für die neue Buchführung. Um zu sehen, "wo die Schwachstellen liegen", wird es laut Zimmer ab 2008 in ein bis zwei Gemeinden der VG einen Probebetrieb in der Buchhaltung geben, der parallel zur Kameralistik läuft. Für diese Gemeinden wurde der Countdown bereits etwas früher angezählt.

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