Kein Platz für Rinder

Aus der Traum von nachgezüchteten Wildrindern und Wildpferden im Wawerner Bruch? Das mit Vorschusslorbeeren, aber auch kritischem Stirnrunzeln bedachte Projekt im rund 40 Hektar großen Naturschutzgebiet wird nach derzeitigem Stand der Dinge nicht realisiert.

 Wildrinder für den Wawerner Bruch? Das Projekt steht wahrscheinlich vor dem Aus. Unser Symbolbild zeigt das Taurusrind, das dem ausgestorbenen Auerochsen ähnlich ist. Foto: Nabu

Wildrinder für den Wawerner Bruch? Das Projekt steht wahrscheinlich vor dem Aus. Unser Symbolbild zeigt das Taurusrind, das dem ausgestorbenen Auerochsen ähnlich ist. Foto: Nabu

Konz/Wawern. Wenn die Natur vor sich selbst geschützt werden muss: Das Projekt im Wawerner Bruch steht vermutlich vor dem Aus. Der Naturschutzbund (Nabu) und der Kreis Trier-Saarburg wollten dort eigentlich ein neues Zuhause für rückgezüchtete Auerochsen und Wildpferde einrichten. Mitte diesen Jahres sollten bereits die Pläne Gestalt annehmen. Doch nun: Als Hauptgrund für das wahrscheinliche Scheitern des Mitte 2008 vorgestellten Projekts wird der Schutz des Trinkwassers genannt. Die Referate Gewässerschutz und Naturschutz der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord sollen, heißt es inoffiziell, dem Schutz des Trinkwassers den Vorrang gegeben haben.

Ausweitung der Wasserschutzzonen



Ohnehin ist die Wassergewinnung im Wawerner Bruch eines der Kernstücke aller Überlegungen. Unter anderem wegen der Neuformierung der Wasserwerke muss über die auslaufenden Wasserrechte neu verhandelt werden, und aus Brüssel sind Verschärfungen der EU-Richtlinien für den Trinkwasserschutz avisiert. Sie sollen eine Ausweitung der schon jetzt bestehenden Schutzzonen vorsehen. Keine guten Vorzeichen für die Realisierung des Rinder-Projekts.

Daran ändert auch die laut Wawerns Bürgermeister Franz Zebe altbekannte Gewohnheit einiger Bauern "vom Gau" nichts, Gülle "in riesigen Fässern heranzufahren und unmittelbar an der Grenze des Bruchs" zu entsorgen.

Noch tut sich die Kreisverwaltung Trier-Saarburg schwer, das vermutliche Scheitern zu bestätigen. So hatte Landrat Günter Schartz in der vergangenen Woche auf Anfrage mitteilen lassen, er werde eine mögliche Ablehnung des Beweidungsplans - beispielsweise durch das Landesumweltministerium - so nicht hinnehmen. Dabei führte er Gründe an, die nach seiner Ansicht für das Projekt sprechen: So werde durch die Beweidung die Verbuschung des Bruchs aufgehalten, und die begrenzte Tierhaltung sei nachhaltige Landschaftspflege. Außerdem fürchtet er, dass bei einer Fortsetzung des aktuellen Bestandes sich das dortige Artenspektrum verändere und genau das, was geschützt werden solle, auf Dauer verdrängt werde.

Zur befürchteten Gefährdung des Trinkwassers hieß es, verendete Tiere könnten durch die Verwesungsprozesse auch eine Gefahr für die in oder unter dem Bruch gespeicherten Wasserreserven darstellen.

Und auch mit Blick auf die Finanzen hakt es offenbar: Im Juli 2008 hieß es bei der Vorstellung des Projekts, das notwendige Geld für die Einrichtung des "Extensiv-Beweidungsprojekts" sei vorhanden, man müsse nur zugreifen, ehe andere die Töpfe geleert hätten. Aus Verwaltungskreisen war jetzt zu hören: "Stimmt, aber das war nicht zu Ende durchgerechnet."

Siegfried Schuch, Vorsitzender des Nabu Rheinland-Pfalz, hofft, das Projekt doch noch retten zu können: "Wir werden der SGD Nord in den nächsten Tagen ein überarbeitetes Konzept zum Wawerner Bruch vorlegen."

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