Laute und scharfe Befehle

KONZ. (red) Der Leidensweg eines 16-jährigen Juden von Budapest über Auschwitz bis nach Buchenwald war das Thema einer Veranstaltung am Gymnasium Konz, mit der der Opfer des Nationalsozialismus gedacht wurde.

Der Erinnerungstag an die Befreiung des Konzentrationslagers (KZ) Ausschwitz war Anlass für eine ungewöhnliche Lesung in der Bibliothek des Gymnasiums Konz: Vor 130 Schülerinnen und Schülern der Oberstufe trug der frühere evangelische Hochschulpfarrer der Universität Trier, Johannes Metzdorf-Schmithüsen, einzelne Passagen aus dem "Roman eines Schicksallosen" des ungarischen Literaturnobelpreisträgers und KZ-Überlebenden Imre Kertesz vor. Musikalisch begleitet wurde er von einem Keyboarder, der einfühlsam die Stimmung der ausgewählten Textpassagen interpretierte. Metzdorf-Schmithüsen leitete seine Lesung ein, indem er aus den hinteren Reihen der Zuhörer nach vorne schritt und dabei laute und scharfe Befehle in den Raum brüllte - die früheren SS-Wachmannschaften in den Konzentrationlagern "imitierend". Damit vermittelte er den Zuhörern ein wenig von der Atmosphäre, unter denen die KZ-Häftlinge alltäglich leben mussten. Anschließend las er Auszüge aus dem Roman vor, in die er jeweils mit eigenen Worten einführte, um das Verstehen der unmenschlichen Situation zu erleichtern. Die Auswahl der Texte orientierte sich am Leidensweg eines 16-jährigen jüdischen Jungen, der von Budapest über Auschwitz bis nach Buchenwald reichte. Die Schilderung der Befreiung der Romanfigur durch die US-amerikanische Armee beeindruckte die Zuhörer. Da der Autor seinen Roman aus der Sicht eines Jugendlichen darstellte, war es den anwesenden jungen Menschen eher möglich, den Blick auf die Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft zu richten, vielleicht sogar deren Leid nachzuempfinden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort