Monumente für Minuten

Künstlerische Premiere in Konz: Erstmals wurde Wasser beim Kunstprojekt "Ortsgedächtnis" zur Projektionsfläche. Damit fiel an der Saarbrücke der Startschuss für die Reihe im Rahmen des europäischen Kulturhauptstadt Luxemburg.

 Hunderte Besucher wurden am Mittwochabend beim Kunstprojekt „Ortsgedächtnis“ an der Konzer Brücke Zeuge der Projektion von „Helden“ auf eine 14 Meter hohe Wasserwand. TV-Foto: Willi Speicher

Hunderte Besucher wurden am Mittwochabend beim Kunstprojekt „Ortsgedächtnis“ an der Konzer Brücke Zeuge der Projektion von „Helden“ auf eine 14 Meter hohe Wasserwand. TV-Foto: Willi Speicher

Konz. "Die Regie führen nicht nur wir, die führen auch Natur und Wetter", sagte die Künstlerin Katarina Veldhues erleichtert, als sie mit hunderten Besuchern das Projekt Ortsgedächtnis bei der ersten "Inszenierung" an der Konzer Saarbrücke betrachtete. Mit Gottfried Schumacher inszeniert sie die Kunstreihe "Ortsgedächtnis II: Caché", bei der öffentliche Räume zu Kunsträumen werden. Weil die Natur eine launische Regisseurin sein kann, stand lange auf der Kippe, ob das Projekt am Mittwochabend tatsächlich stattfinden konnte. Künstler leisten Pionierarbeit

Mutig hatten sich Künstler und Veranstalter trotz Dauerregens und stürmischen Wetters dafür entschieden, bei dem Termin zu bleiben. Dieser Mut wurde belohnt: Zum Start des Projekts legte die Natur eine Regenpause ein.Etwa 80 Kunstinteressierte hatten sich zunächst im Sitzungssaal des Konzer Rathauses eingefunden, um sich von Bürgermeister Winfried Manns und Gabriele Lohberg (Europäische Kunstakademie Trier) auf die Projektion einstimmen zu lassen. Die Kunstexpertin Lohberg erklärte, sie komme immer gerne nach Konz, weil es dort viele Kunstinteressierte gebe. Außerdem "habe ich noch nie vor so einem wetterfesten Publikum gesprochen", fügt sie lachend hinzu. Unter dem Titel "Helden" gaben Veldues und Schumacher den Auftakt zur Reihe "Ortsgedächtnis", die in mehreren Orten in der Region ihre Fortsetzung findet. Die Künstler sind derzeit nicht nur beim "Ortsgedächtnis" aktiv, sie sind auch bei der "documenta 12" in Kassel dabei. Auf eine etwa 14 Meter hohe Wasserwand, die etwa 20 Männer der Freiwilligen Feuerwehr mit Hilfe mehrerer Schläuche mit Saarwasser an der Konzer Brücke "errichtet" hatten, wurden 13 schwarz-weiß Porträts von Männern aus der Region im Wechsel von 45 Sekunden projiziert. "Die Helden sind nicht im Einzelnen bekannt, sie dienen als Projektionsflächen für Helden", die Betrachter könnten in diese Gesichter ihre Helden hinein interpretieren, erklärte Lohberg. So erinnerte ein Porträt beispielsweise an den Jungen Oskar aus der Verfilmung der "Blechtrommel" - weitere Assoziationen nicht ausgeschlossen. "Für uns ist das ein Stück Pionierarbeit", schilderte Veldhues. Für sie sei es wichtig, mit der Landschaft zu arbeiten. Der gesamte Schauplatz mitsamt Projektion, ihrer Spiegelung in der Saar, der Brücke - ja selbst die Geräusche der Generatoren und das Publikum gehörten zu dieser zeitlich begrenzten "Skulptur" im öffentlichen Raum. Der "Fremdkörper" der Projektion bündele die Wahrnehmung und setze einen Kontrast zum Alltag, erläuterte Veldhues das Kunstprojekt. Das zeigte sich beispielsweise an den Reaktionen der Autofahrer, die am Mittwochabend über die Brücke fuhren. Sie bremsten ab und blickten irritiert in Richtung Wasserprojektion. Alles andere als verwundert reagierten die übrigen Besucher: Viele genossen die Premiere mit einem Glas Sekt in der Hand und freuten sich über die "verrückte" oder "faszinierende" Premiere in Konz. Einen weiteren Bericht zum "Ortsgedächtnis" lesen Sie auf Seite 25.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort