Warnwesten bremsen manchen Raser aus

Tawern · Viel Straßenverkehr auf dem Schulweg - das Problem gibt es vielerorts. Ein Beispiel aus Tawern zeigt, wie Eltern sich selbst helfen können.

 Sicher über die Straße gelangen: Die Grundschüler Aileen (von links), Anna und Finn werden auf ihrem Schulweg von Elternlotsen wie Evelyn Müller-Ney (links) und Anja Bartholomä (rechts) unterstützt. TV-Foto: Nathalie Hartl

Sicher über die Straße gelangen: Die Grundschüler Aileen (von links), Anna und Finn werden auf ihrem Schulweg von Elternlotsen wie Evelyn Müller-Ney (links) und Anja Bartholomä (rechts) unterstützt. TV-Foto: Nathalie Hartl

Foto: (h_ko )
 Das Schild weist auf die Elternlotsen hin. TV-Foto: Nathalie Hartl

Das Schild weist auf die Elternlotsen hin. TV-Foto: Nathalie Hartl

Foto: (h_ko )

Tawern Wenn Finn (7), Anna (8) und Aileen (5) zur Schule gehen, müssen sie eine Durchgangsstraße überqueren, die vor allem morgens stark frequentiert wird. Laut Ralph Weber von der Polizeiinspektion (PI) Saarburg ist die Landstraße 136 eine Hauptverbindung für Luxemburg-Pendler. "Die fahren mit vollem Karacho vorbei, weil sie schnell zur Arbeit müssen", sagt der siebenjährige Finn. Auch Anja Bartholomä, die in Tawern lebt, bemerkt, dass viele Autofahrer in Eile sind und am Morgen durch den Ort rasen: "Die Kinder können das gar nicht überblicken." Für die dreifache Mutter gewann das Thema an Relevanz, als ihre älteste Tochter in die Schule kam: "Es war schwierig, sie gehen zu lassen." Trotz Zeitmangels begleitete Bartholomä die Tochter zur Schule. "Es wäre toll, wenn man sich abwechseln könnte", dachte sie sich damals und handelte. Mit Unterstützung der Schulleitung und des Elternbeirats setzte sie ein Schreiben auf, das an die Eltern der Tawerner Grundschulkinder verteilt wurde. Die Rückmeldungen seien durchweg positiv gewesen, und eine Gruppe von circa 20 Helfern kam zusammen.
Seit 2011 sind die sogenannten Elternlotsen nun schon aktiv. Vor jedem Unterrichtstag stehen sie, bestückt mit Warnwesten und Verkehrskellen, an zwei Gefahrenstellen im Ort und sichern den Schulweg der Kinder. Wer zwischen 7.30 und 8 Uhr an der Trierer Straße und Am Markt den Verkehr beobachtet und die Schüler über die Fahrbahn leitet, wechselt täglich. "Jeder Aktive übernimmt im Monat zwei bis drei Dienste", sagt Initiatorin Bartholomä, die den Lotsenplan erstellt. "Einige Helfer arbeiten Schicht und haben wechselnde Arbeitszeiten." Diese monatlichen Besonderheiten berücksichtigt die Mutter. Jeder solle so viel helfen wie er kann und will. "Grundsätzlich kann jeder Verkehrshelfer werden", sagt die Tawernerin. In weniger als zehn Minuten sei alles erklärt. "Das ist kein Hexenwerk." Die Elternlotsen schwingen zwar die Kelle, dürfen aber nicht in den Verkehr eingreifen.
Viele Autofahrer reagieren aber schon beim bloßen Anblick der mit Warnwesten bekleideten Helfer und bremsen, damit die Kinder die Straße überqueren können. Den Lotsen wäre es lieber, wenn die Autos einfach weiterrollen würden. Warum, erklärt Evelyn Müller-Ney, die sich ebenfalls für die Initiative engagiert: "Wenn Autos anhalten, kann es vorkommen, dass die nachfolgenden Fahrzeuge ausscheren, um an ihnen vorbeizufahren." Deswegen sei es besser, auf Lücken im Verkehr zu warten. Bartholomä hat bereits ein solches Manöver erlebt. "Ein Lastwagen hielt an, und der PKW dahinter hat ihn überholt. Er hat gerade noch gebremst." Man müsse mit allem rechnen.
Wer als Elternlotse tätig ist, erlebt nicht nur das tägliche Verkehrschaos, sondern hat auch die Gelegenheit, mit den Schülern zu plaudern. "Das ist immer nett mit den Kindern", sagt Bartholomä. Es sei interessant zu hören, was die Kleinen morgens beschäftigt. "Ich hab keinen Bock auf Schule", hat die Mutter schon öfter gehört. Sie merkt, wie wichtig der Schulweg für die Kinder ist. "Dabei bekommen sie den Kopf frei."
Die Arbeit der Elterninitiative hat laut Bartholomä auch Auswirkungen auf das Verkehrsaufkommen vor Unterrichtsbeginn. "Weniger Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Das ist ein netter Nebeneffekt."
Ralph Weber von der PI Saarburg trifft die Lotsen morgens häufig persönlich in Tawern an. "Ich finde es positiv, wenn sich Freiwillige in aller Frühe für die Sicherheit von Kindern einsetzen." Es sei allerdings auch wichtig, dass die Kinder wissen, wie sie sich verhalten sollen, wenn keiner an der Straße steht. Das können die Grundschüler am Mittag üben, wenn weniger Pendler unterwegs sind und keine Lotsen benötigt werden.
Für ihre Arbeit wurde die Gruppe bereits geehrt. Im vergangenen Jahr wurde Koordinatorin Anja Bartholomä und ihren Kollegen ein Ehrenabzeichen und eine Urkunde für den Einsatz im Verkehrshelferdienst, verliehen von der Deutschen Verkehrswacht, überreicht. Die Tawernerin reagiert bescheiden, als sie darauf angesprochen wird. "Ich mache das für die Kinder." Die achtjährige Anna fühlt sich in Begleitung der Lotsen wohl: "Das ist besser, wenn hier jemand steht."
Die Elternlotsen suchen noch Verstärkung für das nächste Schuljahr, das am 14. August beginnt. Insbesondere für Schüler der Straße aus der Acht fehlen derzeit Freiwillige. Für die Verkehrshelfer besteht eine Unfall- und Haftpflichtversicherung. Interessenten können sich unter Telefon 06501/601791 melden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort