Wenn aus Ochsen Lamas werden

Ob aus Amerika, Europa, Afrika oder Asien, ob modern oder barock, ob für Groß oder Klein: Familie Thelen aus Wasserliesch hat in ihrem Haus mehr als 500 Krippen aufgestellt.

 „Das Wichtigste für mich sind die Figuren“, sagt Brigitte Thelen aus Wasserliesch. Ihre Sammelleidenschaft hat vor rund 30 Jahren begonnen. TV-Foto: Anke Pipke

„Das Wichtigste für mich sind die Figuren“, sagt Brigitte Thelen aus Wasserliesch. Ihre Sammelleidenschaft hat vor rund 30 Jahren begonnen. TV-Foto: Anke Pipke

Wasserliesch. Es weihnachtet sehr, mancherorts weniger, andernorts mehr - so wie bei Familie Thelen in Wasserliesch. Kaum betritt der Besucher das Haus, wird er merken, dass hier etwas anders ist. Denn nicht nur die Hausherren begrüßen ihn im Flur, sondern auch zahlreiche Marias, Josefs, Jesuskinder und Co. Führt der Weg weiter ins Wohnzimmer, wird dem Gast schnell klar: Hier ist eine große Sammelleidenschaft im Spiel. Kaum ein Plätzchen an den Wänden ist frei, überall stehen Krippen auf den eigens dafür aufgebauten Regalen und mitunter auch auf dem Fußboden.

Zinnfiguren und solche aus Gips, Wachs, Holz oder Glas



"Ich schätze, ich habe mehr als 500 Stück", sagt Brigitte Thelen mit einem Lächeln. Als der TV sie zuletzt vor vier Jahren besuchte, waren es erst 182. Quasi im ganzen Haus habe sie die Krippen stehen, selbst draußen im Pavillon steht ein beleuchtetes Exemplar.

Die Krippen stammen fast aus der ganzen Welt: Honduras, Nepal, Thailand, Mexiko, USA, Ruanda, Ungarn und Japan sind nur wenige Beispiele. Auch etliche deutsche Krippen sind darunter. "Die Krippen aus dem Rheinland zeigen oft die Kreuzigung oder das Abendmahl im Hintergrund", erzählt Thelen. Und davor sei dann die Familie aufgebaut. Viele Figuren aus Bayern zeichneten sich indes dadurch aus, dass sie Kleider aus Stoff tragen. Nicht nur die regionale Vielfalt beeindruckt, auch die verschiedenen Materialien und die unterschiedlichen Epochen, in denen die Figuren gefertigt worden sind: Zinnfiguren aus der Zeit um 1900 stehen da in guter Gesellschaft mit Figuren aus Gips, Wachs, Holz, Bambusrohr oder Glas. Auch Krippen aus der Zeit um 1850 aus dem Adlergebirge befinden sich genauso in Thelens Obhut wie eine Barock-Krippe von 1700 aus Garmisch-Partenkirchen. Die Herbergen für die Marias, Josefs, Jesus-Kinder, Könige, Soldaten und Ochsen, die manchmal auch Lamas sind, hat zum Großteil Ernst Thelen selbst gefertigt. "Meine Frau sagt mir, wie sie sich das vorstellt, und ich versuche, das so umzusetzen", erzählt er. Da steht dann schonmal ein Häuschen aus der Provence in der Nähe einer Holzhütte, gleich neben dem Unterstand mit Strohdach - Arbeiten mit viel Liebe zum Detail. Brigitte Thelens Sammelleidenschaft hat vor etwas mehr als 30 Jahren begonnen. Damals habe sie eine große Krippen-Landschaft beim Nachbarn so zum Staunen gebracht, dass sie seitdem überall nach besonderen Exemplaren Ausschau hält.

Quietsche-Version aus New York



Ob auf Flohmärkten in der Region, in Frankreich oder Belgien, ob im Urlaub oder beim Stöbern im Internet - Thelen wird oft fündig. Besonders große Hilfe hat sie zuletzt aus der nächsten Verwandtschaft erhalten: "Meine Tochter hat vier Jahre in New York gelebt", erzählt sie. Von dort habe sie vor allem die zahlreichen ausländischen Krippen erhalten. Und natürlich den typisch-amerikanischen Kitsch. So befindet sich in der Krippen-Spielecke für die Enkel zum Beispiel eine Quietsche-Version aus Gummi. Drückt man den Bauch von Josef, gibt er einen Quietsch-Ton von sich. Bis Mitte Januar bleiben die Krippen aufgebaut, dann werden die Thelens drei Tage damit beschäftigt sein, sie wieder abzubauen. Die schönsten Figuren bleiben in den Vitrinen und warten auf die nächste Weihnachtszeit, wenn ihre Verwandten aus aller Welt wieder ausgepackt werden.

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