Zwei Tonnen Reifen illegal im Wald entsorgt - Behörde sucht nach Umweltsünder

Tawern/Mannebach · Ein besonders dreister Fall illegaler Müllentsorgung: Zwei Tonnen Autoreifen haben Unbekannte im Wald zwischen Tawern und Mannebach entsorgt. Die Allgemeinheit muss jetzt dafür aufkommen.

 Ein Haufen in der Waldidylle zwischen Tawern und Mannebach: In und an einem kleinen Bachlauf haben Unbekannte fast 200 Reifen entsorgt. TV-Foto: Christian Kremer

Ein Haufen in der Waldidylle zwischen Tawern und Mannebach: In und an einem kleinen Bachlauf haben Unbekannte fast 200 Reifen entsorgt. TV-Foto: Christian Kremer

Tatort Mannebachtal: Dort wo sonst nur Wanderer, Jogger oder Radfahrer die Idylle stören, hat ein Unbekannter fast 200 alte Autoreifen entsorgt. An einem kleinen Zuweg zum Radweg zwischen Tawern und Mannebach liegen die Altreifen: in und an einem kleinen Bach der auf Nitteler Gemarkung zum Mannebach ins Tal hinunterplätschert.

Täter gesucht

Wer die alten Reifen dort hingebracht hat, ist unklar. Klar ist aber, dass die Gemeinde, auf deren Gebiet der Müll liegt, zuständig für die Entsorgung der Altreifen von ihren Flächen ist. Damit liegt der Ball bei der Ortsgemeinde Nittel, der das Flurstück 19 an der Kreisstraße 112 gehört. Auf Nachfrage beim Nitteler Ortsbürgermeister Hans-Josef Wietor verweist dieser aufden Revierförster - der wisse Bescheid über den Vorfall und habe die Gemeinde informiert. Revierförster Peter Strupp ist ziemlich sauer, denn er muss jetzt die 200 Altreifen entsorgen. "Das geht alles zulasten der Allgemeinheit", betont Strupp. Fast die Hälfte der abgelagerten Reifen habe er am Mittwoch schon beseitigt. 860 Kilogramm seien die schwer gewesen. Den Rest will er Anfang nächster Woche wegfahren. Insgesamt rechne er mit etwa zwei Tonnen Altreifen.

Der Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) nimmt solch große Reifenmengen nicht an. Höchstens vier Altreifen auf einmal dürfen an der Müllkippe in Mertesdorf abgegeben werden. Das kostet 2,95 Euro pro Stück. Förster Strupp muss aber 50-mal so viele Gummireifen entsorgen und sie deshalb zu einem speziellen Entsorgungsunternehmen in Trier bringen. Bei der Theo Steil GmbH koste die Entsorgung eines Altreifens zum Beispiel zwischen 1,50 und 2.Euro, heißt es auf TV-Anfrage. Insgesamt kämen so zwischen 300 und 400 Euro für die vorschriftsgemäße Entsorgung der Altlasten aus dem Mannebachtal zusammen. Hinzu kommen die Kosten für die Arbeitsstunden von Revierförster Strupp, die von der Allgemeinheit getragen werden müssen.

Der Revierförster vermutet, dass ein Landwirt die Reifen in den Wald gebracht hat, um sich die Ausgaben für die Entsorgung zu sparen. Landwirte benutzen Reifen oft, um ihre Planen zu befestigen, die sie als Silo nutzen. Einen konkreten Verdacht hat er nicht. Der Mannebacher Ortsbürgermeister Bernd Gard hat bei der Polizeiinspektion (PI) in Saarburg Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Abfuhr in der Region günstig

Umweltdelikte gebe es häufig, sagt der Saarburger PI-Leiter Markus Kohl. Er könne aber nicht genau beziffern, wie viele es im Bereich der PI Saarburg seien, zu dem die Verbandsgemeinden Konz, Saarburg und Teile von Kell am See gehören. Er gehe aber davon aus, dass solche Ordnungswidrigkeiten in seinem Bereich wegen der Nähe zum Saarland häufiger als in anderen Teilen der Region Trier vorkommen. Der Grund dafür: Die dortigen Müllentsorger verlangten für viele Dienstleistungen Geld, die beim ART kostenlos sind.

Meinung

Schweinerei auf Kosten aller

Von Christian Kremer

Wer auch immer die Reifen im Wald entsorgt hat, wird hoffentlich zur Rechenschaft gezogen. Es kann nicht sein, dass jemand einfach seinen Müll auf Flächen ablädt, die ihm nicht gehören. Hoffentlich schnappt die Polizei den Verantwortlichen. Dann müsste er sowohl für die Kosten der Entsorgung als auch für die Arbeitszeit des Revierförsters aufkommen. Denn Mülldelikte sind keine Kavaliersdelikte, sondern eine Schweinerei auf Kosten der Allgemeinheit.

c.kremer@volksfreund.de
Extra: Rechtlicher Hintergrund

 Ein Haufen in der Waldidylle zwischen Tawern und Mannebach: In und an einem kleinen Bachlauf haben Unbekannte fast 200 Reifen entsorgt. TV-Foto: Christian Kremer

Ein Haufen in der Waldidylle zwischen Tawern und Mannebach: In und an einem kleinen Bachlauf haben Unbekannte fast 200 Reifen entsorgt. TV-Foto: Christian Kremer

Jede illegale Abfallablagerung ist laut dem Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) zumindest eine Ordnungswidrigkeit. Wird der Verursacher erwischt, droht ihm ein Bußgeld. Sobald ein Gewässer, die Luft oder der Boden verunreinigt werden, handelt es sich sogar um eine Straftat.

Autoreifen zählen laut Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz zu den nicht gefährlichen Abfällen. Die illegale Entsorgung größerer Mengen ist deshalb laut Polizei auch nur eine Ordnungswidrigkeit und keine Straftat. Zuständig ist dann die Kreisverwaltung als untere Abfallbehörde. Erst wenn größere Mengen Reifen - bis zu 10.000 Stück - länger als ein Jahr lang ohne Genehmigung gelagert werden, drohen laut Markus Kohl, Leiter Polizeiinspektion Saarburg, strafrechtliche Konsequenzen. Das falle unter den Paragrafen 327 des Strafgesetzbuches: unerlaubtes Betreiben von Anlagen. Darunter fallen Atomkraftwerke genauso wie Abfallentsorgungsanlagen im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes.

Bei widerrechtlichen Ablagerungen sind der ART (Telefon: 0651/9491-999), die Kreisverwaltung (Telefon: 0651 715-313 oder 0651/715-312) und jede Polizeidienststelle (Saarburg: 06581/9155-20) die richtigen Ansprechpartner. cmk

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