Aalto-Theater Essen Opernhaus des Jahres

Die jährliche Umfrage unter 50 internationalen Opernkritikern brachte mit Essen diesmal ein vergleichsweise kleines Haus auf die Spitzenposition. Sänger des Jahres wurden die Sopranistin Diana Damrau und der Bariton Michael Volle. Mit TV-Redakteur Dieter Lintz war erstmals in der 20-jährigen Geschichte des Preises ein Kritiker aus der Region Trier in der Jury vertreten.

Essen/Berlin (dpa/red) Die Kritiker würdigen in dem Jahrbuch "Oper 2008", das heute erscheint, die Aufbauleistung des Intendanten und Generalmusikdirektors Stefan Soltesz, der seit 1997 als künstlerischer Kopf und Dirigent beispielhafte Qualitätsstandards setze. So wurden auch die von Soltesz geleiteten Essener Philharmoniker erneut zum Orchester des Jahres gekürt.

Soltesz habe eine "gesunde Skepsis gegenüber Trends und Moden, gegenüber der Macht und dem Markt der Eitelkeiten", schreibt die Zeitschrift. Den zweiten Platz teilen sich die Oper Frankfurt und das Theater Basel.

Als beste Regisseure nannten die Kritiker Hans Neuenfels und Christof Loy für Produktionen in Essen, Frankfurt und Basel. Gewürdigt wurden Neuenfels' "Tannhäuser"-Revue in Essen, die Produktion von Othmar Schoecks "Penthesilea" (Basel) sowie Loys intimer Blick auf Mozarts "Cosí fan tutte" in Frankfurt und Hans Werner Henzes "Bassariden" an der Bayerischen Staatsoper München. Die Baseler "Penthesilea" wurde zudem zur "Aufführung des Jahres" gewählt.

Als wichtigste Neuentdeckung lobten die Experten die während des Zweiten Weltkriegs entstandene Oper "Jeanne d'Arc — Szenen aus dem Leben der heiligen Johanna" von Walter Braunfels, die an der Deutschen Oper nach mehr als 50 Jahren erstmals szenisch aufgeführt wurde.

Auch die "Uraufführung des Jahres" ging nach Meinung der Kritiker in Berlin über die Bühne: Henzes "Phaedra" an der Staatsoper Unter den Linden. Immerhin eine Nominierung konnte die Trierer Uraufführung der Oper "Cusanus" einheimsen - zum ersten Mal seit längerem ist das Trie rer Theater damit wieder im Jahrbuch vertreten.

Nachwuchs-Künstler des Jahres wurde der französische Counter-Tenor Phillippe Jarrousky, unter anderem für seine herausragende Leistung in der Titelrolle der Barock-Oper "Il Sant' Alessio", die er im Luxemburger Grand Théatre verkörperte.

Als "Ärgernis des Jahres" stufte die Kritiker-Jury die ungeklärte Neuordnung der Berliner Opernlandschaft ein. Genannt wurden dabei die Krise um die Leitung der Lindenoper sowie mangelnde Kooperationsbereitschaft zwischen den drei Häusern und die "Kurzsichtigkeit" der Berliner Opernpolitik.

Das Jahrbuch der Zeitschrift "Opernwelt" ist ab heute im Handel erhältlich.

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