Abkehr vom Musik-Museum

TRIER. (mö) Triers Musikleben gleicht einem Museum. Das 6. Sinfoniekonzert am Donnerstag, 27. März, 20 Uhr im Trierer Theater distanziert sich von diesem Trend.

Die "Passagen im Gegenlicht" von Nicola Sani wurden vom TriererTheater in Auftrag gegeben. Der Titel des Werks ist Programm. Esbeschwört eine Welt der akustischen Farb-, Raum undLichtwirkungen. Stimmen und Instrumente umschreiben eine ArtTraumdimension, noch nicht Artikuliertes, nur halb Bewusstes unddoch Differenziertes. Nicht Melodik, Harmonik und Rhythmik sinddie zentralen Dimensionen, sondern der Klang mit seinenvielfältigen Schattierungen und Farbmischungen. Nicola Sani,geboren 1961 in Ferrara, erhielt unter anderem den "Prix ArsElectronica" in Linz. Er gehört zu den angesehensten KomponistenItaliens. Neben dem Städtischen Orchester musiziert derLuxemburger Knabenchor "Pueri Cantores" (Leitung: Pierre Nimax). Das zweite zeitgenössische Werk stammt von Robert H. P. Platz. Auch sein Titel deutet die Intention des Komponisten an. "RELAIS (L'œil) ATILA roundling" ist eine Überlagerung von vier Kompositionen, Werke für Orchester, Schlagzeug allein, Stimme solo sowie Violine und Klavier. Die drei letzten Stücke können auch unabhängig von RELAIS aufgeführt werden. Mit der Kombination verwirklicht Platz seine Idee einer "Formpolyphonie". Er beschreibt sie als Gratwanderung: "Disparater als Einzelsätze einer einzigen Komposition, aber verwandter als verschiedene Stücke eines Zyklus." Beliebig ist diese Kombination nicht: "RELAIS folgt keiner Ästhetik eines ,anything goes'."

Platz, Jahrgang 1951, ist Kompositionschüler von Karlheinz Stockhausen und studierte Dirigieren in Freiburg beim ehemaligen Trierer Musikdirektor Francis Travis. Unter seiner Leitung musiziert das Städtische Orchester außerdem Beethovens Ouvertüren "Leonore 1" und "Leonore 3". Beide Werke sind eindrucksvolle Stationen eines missglückten Experiments. Sie waren als Vorspiele zu "Fidelio" konzipiert, wurden aber aus unterschiedlichen Gründen von Beethoven verworfen: die erste als "zu schwach", die dritte als zu gewichtig. Als Einzelstück hat die "Leonore 3" indessen ihren Platz im Konzertrepertoire behauptet. Karten: (0651) 718-1818.

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