Alles ist Ästhetik

TRIER. Die Jahresausstellung der Gesellschaft für bildende Kunst Trier e.V. in der Tufa bietet einen abwechslungsreichen Querschnitt durch verschiedene Stilrichtungen der Gegenwartskunst, darunter auch das letzte Werk des jüngst verstorbenen Trierer Künstlers Klaus Swoboda.

Mit 76 Werken von 49 Künstlern ist die traditionelle Jahresausstellung recht umfangreich. Schon beim Eintreten fällt eine große Bandbreite an Ausdrucksformen auf. Eine Skulptur aus zwei Sandsteinköpfen von Jürgen Waxweiler kontrastiert mit einer in kräftigen Rottönen gehaltenen Monotypie von Carine Kraus, einem schattenhaft anmutenden Linoldruck von Anne Thielen oder gestochen scharfen Schwarz-Weiß-Fotografien von Andreas Engel. So unterschiedlich Techniken, Stilrichtungen und Niveaus sind, so klar tritt doch eine Gemeinsamkeit hervor. Alle Werke bestechen durch Ästhetik. Brüche oder Provokationen, an denen sich der Betrachter reiben könnte, fehlen nahezu. Auffallend häufig sind großformatige Bilder in kräftigen Acrylfarben vertreten. So Cornelia Lenartz Interpretation des Gedichtes "Stufen" von Hermann Hesse, die sich in abstrakter Komposition aus Gelb-Orange- und Grüntönen optimistisch gibt, oder auch Gisela Huberts dekorativ-rhythmisch aufgefasstes "Indianergewand" in leuchtenden Blau- und Grüntönen. Subtileres erschließt sich erst beim zweiten Blick, wenn die magnetische Wirkung der farbigen Bilder nachlässt. Darunter das aus der Ferne sehr blass wirkende letzte Werk von Klaus Swoboda. Die Blei- und Buntstiftzeichnung "Ösofagús" berührt gerade wegen ihrer farbliche Zurückhaltung. Mit schonungslosem Realismus hat Swoboda die Vorbereitung einer Leberoperation protokolliert. Einzelne Bildabschnitte zeigen Perspektiven eines menschlichen Körpers, angeschlossen an medizinische Apparate, bedeckt mit Pflastern und Schläuchen. Ein nüchterner handschriftlicher Text, selbst kompositorisches Bildelement, beschreibt den Vorgang. Die Hinwendung zu anderen Kunstwerken fällt danach schwer. Dennoch warten einige Entdeckungen auf den Besucher, etwa ein dreiteiliges Acrylgemälde von Werner Persy, das in seiner Gestaltung an dessen berühmte Holzschnitte erinnert. Oder neue Ansätze mit reproduzierbaren Techniken wie die Laserchrom-Drucke "Making Points" von Lydia Oermann. Auf den ersten Blick poppig und dekorativ, bewegen sie doch zum Überdenken der eigenen Sichtweise, ob es in einer Flut von Reizen noch möglich ist, den Blick auf einige wenige Punkte zu fokussieren. Eine gelungene Ausstellung: Sie vermittelt ein vielseitiges Bild vom aktuellen Stand der Kunst in der Region. Bis 29. Mai, di., mi., fr. 14 bis 17 Uhr, do. 17 bis 20 Uhr, sa., so. und feiertags: 11-15 Uhr.

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