An Mosel und Saar fließt Blut

Gleich zwei Krimis mit reichlich Lokalkolorit sind dieser Tage auf den Buchmarkt gekommen: Mischa Martinis neuester Moselkrimi "Finale Mosel" rund um die Trierer Antikenfestspiele und Edwin Kleins Psycho-Thriller "Das Erwachen", der in Saarburg spielt.

 Zwei Autoren aus der Region: Mischa Martini (links) und Edwin Klein. TV-Fotos: Archiv

Zwei Autoren aus der Region: Mischa Martini (links) und Edwin Klein. TV-Fotos: Archiv

Trier/Saarburg. Auch wenn das Genre Eifel-Krimi oft die größeren Schlagzeilen hat: Die an Mosel und Saar spielenden Kriminalromane von Martini und Klein faszinieren ein großes Stammpublikum. Wobei Martini "klassische" Lokalkrimis schreibt, bei denen die Orte des Geschehens eine tragende Rolle übernehmen. Während Kleins Thriller oft in größeren Zusammenhängen spielen, bei denen lokale "Einsprengsel" für Abwechslung sorgen.

Das ist auch diesmal nicht anders. Mischa Martini hat sich die Trierer Antikenfestspiele als Kulisse für seine neueste Mord-Geschichte ausgesucht - eine glückliche Motivwahl, liefert das Festival doch eine überbordende Menge Stoff für die muntere Tätersuche und unterhaltsame Anspielungen auf lokale Akteure.

Das Opfer ist ein Sänger-Stargast bei der Aufführung von "Elektra" im Amphitheater, und die Todesart könnte kaum skurriler sein: Er ertrinkt in einer vom Regen aufgespülten Grabungsstelle zwischen allerlei antiken Knochen. Schnell stellt Kommissar Waldemar Bock fest, dass da jemand nachgeholfen hat. Geradezu lustvoll breitet Martini auf der gewohnt gründlich recherchierten und beobachteten Fakten-Basis das Panoptikum seiner Figuren aus. Vom Intendanten mit österreichischem Akzent über einen archäologischen Ausgräber-Hooligan, einen unseriösen Privatfernseh-Unternehmer mit adligem Namen, dem Chef von "Burgen, Schlösser, Altertümer" mit "Käpt'n-Ahab-Bart" bis hin zum wohlbeleibten Kulturjournalisten der örtlichen Tageszeitung finden sich mancherlei Gestalten, die verdächtig nahe an der Realität siedeln - natürlich immer mit einem Augenzwinkern.

Um den Täter darf, wie stets bei Martini, bis zu den letzten der 166 Seiten gerätselt werden. Aber mindestens ebenso viel Spaß machen die Touren mit dem Ermittlungsteam durch die Stadt - inklusive manch bissiger Anmerkung.

An denen fehlt es auch bei Edwin Klein nicht. Allerlei Saarburger Spezifika streut er in die Handlung ein, freilich eher mit gehobenem Zeigefinger als mit zwinkerndem Auge. Humor würde aber auch nicht passen in diese stellenweise hammerharte, an der Schmerzgrenze geschriebene Geschichte über männliche Gewalt und weibliche Rache. Diesmal sind nicht, wie so oft bei Edwin Klein, düstere Mächte und Geheimdienste am Werk, es geht um die Abgründe in der Beziehung eines gesellschaftlich hochangesehenen Ehepaars. Und doch bleibt der ehemalige Weltklasse-Hammerwerfer bei seinem Grundthema: Wie sich ein scheinbar hoffnungslos Unterlegener gegen übermächtige, ungerechte Gewalt wehren kann, indem er die Perfidie der Mittel seines Feindes noch übertrifft. Angesichts des permanenten Wechsels von Zeitebenen und Perspektiven muss man höllisch aufpassen, um nicht den Überblick zu verlieren. Manches bleibt auch einfach im Dunkeln. Aber Klein ist ein Meister in der packenden Beschreibung von Extrem-Situationen, das lässt einen manche logischen Unklarheiten und diverse Mängel bei Lektorat und Korrektorat vergessen.

Mischa Martini, Finale Mosel, Verlag Michael Weyand, Trier.

Edwin Klein, Das Erwachen, swb-verlag Stuttgart.

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