Auf der hellen Seite

"Afrika! Afrika!" heißt die mitreißende Zirkusshow, die derzeit in Köln gastiert. Über 100 Künstler aus Afrika zeigen in dem Projekt von André Heller atemberaubende Artistik und mitreißende Tänze.

Köln. Afrika - das ist für die meisten Dafur, Kongo, Somalia, Äthiopien. Afrika - das ist Krieg, Krisen, Hungersnot und Armut. Afrika - das ist aber auch Kultur, Tanz, Lebensfreude, Akrobatik. Afrika, der unbekannte Kontinent. Der österreichische Multimedia-Künstler André Heller hat Afrika nach Deutschland geholt. Seit eineinhalb Jahren tourt sein Projekt erfolgreich durch Deutschland, über eine Million Zuschauer haben es bereits gesehen. Temporeiche Show

Derzeit ist das Spektakel in dem maurisch anmutenden Zeltpalast in Köln nahe der Kölnarena zu sehen. Eine temporeiche Show mit Tanz, Akrobatik und Jonglage mit über 100 Künstlern aus allen Teilen Afrikas. Zwei Jahre lang ließ Heller zwischen Kairo und Kapstadt nach Künstlern suchen, gefunden wurden sie auf der Straße, auf Märkten, in Tanz- und Zirkusschulen. Oder auch in der Bronx in Manhattan. Von dort stammen die virtuosen Einradfahrer, die ein chaotisch anmutendes Basketballballspiel auf ihren wackeligen Gefährten vorführen. Und wenn die afrikanischstämmigen Breakdancer aus den Pariser Vorstädten atemberaubende und waghalsige Bodengymnastik zu wummernder Rap-Musik zeigen, dann spricht aus ihrer Nummer auch die Wut und der Frust, die vor einem Jahr zu den Unruhen in den Armenvierteln der französischen Hauptstadt geführt haben. Heller will damit zeigen, dass die afrikanische Kultur überall auf der Welt Spuren hinterlassen hat. Zwei Stunden lang zeigt die Show die bunten Seiten des Kontinents, perfekt inszeniert von Georges Momboye, einem Enkel eines Stammeshäuptlings. Die dunkle Seite wird ausgeblendet. Erst zum Schluss, als alle Artisten mit Fahnen der afrikanischen Länder ausgelassen auf der Bühne tanzen, deuten die auf die Zeltwand projizierten brennenden Umrisse des Kontinents den Alltag der Menschen an, die die begeisterten Zuschauer gerade noch unterhalten haben. Die Zeltstadt ist ein Gesamtkunstwerk für sich. An das 26 Meter hohe Hauptzelt sind die mit Berberteppichen ausgelegten Nebenzelte angebaut mit Bistros und dem afrikanischen Café mit Original-Gerichten (nur der dazu gereichte Sekt wirkt dekadent) und dem Markt mit handgefertigten Produkten. Schade, dass die Künstler für die Zuschauer anonym bleiben. Keine Informationen über ihre Herkunft, ihren Werdegang. Auch die Bedeutung der immer wieder gezeigten mythischen Figuren im Bühnenhintergrund bleibt ein Rätsel. Heller will eben nicht pädagogisieren, er will klassisches Zirkus präsentieren. Und das gelingt ihm. Wenn sich etwa Makaya Dimbelolo durch einen Tennisschläger windet oder sich die unglaublich grazile Nokulunga Buthelezi aus Südafrika verbiegt, so als hätte sie keine Knochen. Das ist Zirkus, wie er sein soll, ursprünglich, spannend, exotisch. Menschenpyramiden von Artisten aus Gabun und, Akrobaten aus Südafrika, die Eisenstangen hochzufliegen scheinen, gehören ebenso dazu wie der Wasserexzentriker Dickso Oppong, der nicht nur sechs bunte Töpfe gleichzeitig jonglieren, sondern auf Kommando gigantische Wasserfontänen speien kann.Immer wieder stürmen Tänzer in prächtigen Kostümen die Bühne, stampfen zu Bongo-Rhythmen und zur exzellenten Live-Musik mit der beeindruckenden Stimme von Ntombifthi Pamella Mhlongo. Ethno-Pop vom Feinsten. Heller hat Recht: Afrika ist mehr als Hunger, Armut und Korruption. "Afrika! Afrika!" gastiert bis 28. Mai in Köln, Gummersbacher Straße (nahe Kölnarena). Tickets gibt es in den TV-Pressecentern in Trier, Bitburg, Wittlich, unter der TV-Tickethotline 0651-7199-996 und online unter www.volksfreund.de

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