Bach, Messiaen und Frauenpower

Eine innovative Neugestaltung kennzeichnet die Strukturen und das Programm des Echternacher Musikfestivals. Das Konzept für das Jahr 2008 stellte der neue Präsident des Festivals, Georges Santer, auf einer Pressekonferenz vor.

 Cécil Verny gastiert in Echternach. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Cécil Verny gastiert in Echternach. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Echternach. (gkl) Die Geschichte des Echternacher Musikfestivals ist eine Erfolgsstory, die 1975 mit den ersten Festspielen ihren Anfang nahm. Seinerzeit etwas Einzigartiges, ein Leuchtturm, wie man heute so gerne sagt, sind inzwischen viele andere Leuchtfeuer hinzu gekommen. Um im gewaltigen musikalischen Angebot, das es in der Großregion gibt, das Merkmal des Besonderen für sich in Anspruch nehmen zu können, muss man sich schon etwas einfallen lassen. Die Echternacher, angeführt von ihrem Präsidenten Georges Santer, der im November des letzten Jahres Adrien Meisch an der Spitze der Festivalleitung gefolgt ist, haben dies getan. Das, was am 23. Mai um 20.30 Uhr in der Echternacher Basilika an den Start geht, ist das Ergebnis einer "innovativen Neugestaltung des Festivals", wie das Präsidium es in einer Presseerklärung nennt.Nichts ist schlimmer, als die Beliebigkeit eines Festivalprogramms, eine Austauschbarkeit. Da helfen auch glänzende Künstlernamen nur bedingt. Konzept von Alex Müllenbach und Gast Waltzing

Die Festspiele 2008 sollen deshalb keine willkürliche Aneinanderreihung von hochwertigen Konzerten sein, sondern einem Konzept folgen, für dessen Erstellung man die Luxemburger Komponisten Alex Müllenbach und Gast Waltzing gewinnen konnte. Müllenbach zeichnet für den klassischen Bereich verantwortlich, der sich mit dem Spannungsverhältnis zwischen der Renaissance und dem Frühbarock einerseits und der Musik des 20. Jahrhunderts andererseits befassen wird. So wird etwa am 30. Mai das Vocalensemble "amarcord" Wege zu Heinrich Schütz aufzeigen, und "Cantus Cölln" unter Konrad Junghänel läßt am 20. Juni die Marienvesper von Virgilio Mazzocchi erklingen. Dem stehen Uraufführungen gegenüber und, als ein besonderer Schwerpunkt, Werke von Olivier Messiaen, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiern würde. Hier werden zwei besondere Höhepunkte die Konzerte der Organistin Almut Rößler (Les Corps Glorieux am 5. Juni) und des OPL (Des Canyons aux Etoiles am 27. Juni) sein. Weitere große Namen sind Pavel Gililov, Leonidas Kavakos, Krystian Zimmerman und Helmuth Rilling mit seiner Gächinger Kantorei, die die Festspiele am 23. Mai mit dem Magnificat von Johann Sebastian Bach eröffnen werden.Frauenpower kennzeichnet den Jazz-Block im Festival, der seinen Schwerpunkt im September hat. Waltzing hat Jazzformationen verpflichtet, in denen weibliche Musiker die Hauptrolle spielen. So kommen das Cécile Verny Quartet, das Angelika Niescier Quartet, das Rhoda Scott Trio und die Drummerin Terry Lynn Carrington. Schon am 9. Juli werden Bobby McFerrin und die NDR Bigband zu Gast sein, und den Schlusspunkt setzt am 27. September Jessye Norman mit einem Duke-Ellington-Programm. Diese Konzerte sind die Einzigen, bei denen das Festival in der Luxemburger Philharmonie zu Gast sein wird. Alle anderen Konzerte finden in der Echternacher Basilika, in der ehemaligen Pfarrkirche St. Peter und Paul und im neuen Konzertsaal Trifolion statt. Besonders erfreut zeigte sich Santers über die Tatsache, dass Dank eines großzügigen Sponsors das European Union Baroque Orchestra (EUBO) für die nächsten fünf Jahre in Echternach residieren wird, was 2008 in Form von vier Konzerten in der zweiten Hälfte des Jahres auch im Festival seinen Niederschlag findet. Neu organisiert wurden die Veranstaltungstage. Konzerte werden nur noch zwischen Donnerstag und Sonntag stattfinden. Ausnahme sind nur die Konzerte des Eubo. Weitere Neuerungen findet man bei den Eintrittspreisen. Erstmals gibt es Abo-Möglichkeiten (Messiaen-Konzerte, Eubo und Jazz) mit einem Preisnachlass von 15 Prozent. Schüler und Studenten bis zu einem Alter von 27 Jahren (ab 20 Jahre gegen Ausweis) zahlen generell nur noch 11 Euro für Karten ab der zweiten Kategorie.Das Gesamtprogramm kann unter www.echternachfestival.lu oder telefonisch unter 00352-728347 bestellt werden. Der Kartenvorverkauf beginnt am 17. März schriftlich und am 1. April telefonisch.

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