Botschafter des Glaubens

Trier. Schon lange war es der Wunsch von Domkapellmeister Stephan Rommelspacher, die Regensburger Domspatzen im Trierer Dom begrüßen zu können. Jetzt war es soweit. Die Besucher erlebten einen beeindruckenden, tiefreligiösen Abend.

 Ganz bei der Sache: zwei Regensburger Domspatzen im Trierer Dom.Foto: Gerhard W.Kluth

Ganz bei der Sache: zwei Regensburger Domspatzen im Trierer Dom.Foto: Gerhard W.Kluth

Der weltweit älteste Knabenchor zu Gast in der ältesten Bischofskirche Deutschlands. Solche Superlative machen sich immer gut, wenn es darum geht, ein Konzert zu bewerben.Die Rede ist von den Regensburger Domspatzen, die nach langem Bemühen von Domkapellmeister Stephan Rommelspacher, selbst ehemaliger Domspatz, endlich und erstmalig den Weg von der Donau an die Mosel gefunden haben. Mit einem sehr ausgedehnten Programm gestalteten die Oberfranken unter der Leitung von Domkapellmeister Roland Büchner einen Abend, der vielen lange in Erinnerung bleiben wird.Von den Regensburgern werden die Domspatzen als singende Botschafter ihrer Stadt bezeichnet. Das mag unwidersprochen so stehen bleiben. Im fast vollbesetzten Trierer Dom jedoch zeigte sich, dass die Botschaft der jungen Sänger viel mehr eine sakrale denn eine profane ist. Mit Werken aus fünf Jahrhunderten, angefangen beim gregorianischen Choral bis zu Literatur aus dem 20. Jahrhundert, verkündeten sie den Lobgesang des christlichen Glaubens, wobei die Aufforderungen "Singet dem Herrn ein neues Lied" (von Heinrich Schütz und Vytautas Miskinis) und "Laudate Dominum" (Giulio Cesare Croce und Felix Mendelssohn Bartholdy) besonders breiten Raum einnahmen.Dass man von den Domspatzen ein sehr hohes Maß an Perfektion erwarten darf, steht außer Frage. Was aber viel mehr faszinierte, war die Innigkeit, die tiefe Überzeugung, mit der die ausgewählten Werke den Dom erfüllten. Am besten schloss der Zuhörer die Augen und ließ sich von Maurice Duruflés "Tu es Petrus" - ganz egal, wie man zum Amt des Papstes steht - oder vom Lobgesang des Simeon von Mendelssohn Bartholdy forttragen.Rommelspacher hatte vor dem Konzert angekündigt, dass Domorganist Josef Still in der für den Chor wohlverdienten Pause drei Werke von Sigfrid Karg-Elert spielen werde. Völlig unverständlich, wieso nicht gerade wenige Zuhörer in fast schon ignoranter Weise diese Zeit zu einem Gespräch, zum Umherlaufen oder zum Kauf von CDs des Chores nutzten. Sie degradierten Stills subtiles Spiel damit zur Funktion des Lückenbüßers und störten nicht unerheblich die Konzertbesucher, die ihm die verdiente Aufmerksamkeit schenken wollten.

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