Comics in Aquarell

TRIER. Arbeiten der Regensburger Künstlerin Gisela Conrad zeigt die Galerie Palais Walderdorff unter dem Titel "Lebenszeichen".

Eine Frau, ein Fahrrad, zwei Menschen, die mit den Armen rudern - oder haben sie doch Sensen in der Hand? Personen und Gegenstände sind auf Gisela Conrads Bildern eher zu erahnen als konkret zu erkennen. Gerade auf den großformatigen Leinwänden dominieren einerseits Figuren das Geschehen, andererseits fügen sie sich in eine grafisch zergliederte Umgebung, wobei jedes weitere grafische Element wiederum ein Gegenstand sein kann - es aber nicht sein muss.Skizzen oder Gemälde - der Übergang scheint fließend in Gisela Conrads Werk. Die 1944 im Schwarzwald geborene Künstlerin lebt und arbeitet seit den 70er Jahren in Regensburg. Sie hat an der Freien Akademie Mannheim, der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe und in Stuttgart und an der Fachhochschule in Aachen studiert. "Der Mensch" bestimmt als Thema fast jedes Bild. "Lebenszeichen" - das bedeutet Menschen und ihr Bezug zu dem, was sie umgibt: Natur, Technik, künstliche Umwelt.Was die Figuren umgibt, sind meist in Pastelltönen gehaltene Elemente. Oft sind die Farben gebrochen, verschleiert, nur ganz selten wagt sich ein sattes Sonnengelb oder ein Kobaltblau hervor und durchdringt ein Zusammenspiel von Farbschichten, die wie übereinander gelegtes transparentes Papier wirken.Den zarten Farben steht eine kräftige Dynamik gegenüber, die fast jedem der Bilder innewohnt. Die Figuren ducken, klemmen und schmiegen sich in die Fläche des Bildes, sie biegen, beugen und bücken sich. Diagonalen bestimmen den Bildaufbau. Grafische Elemente durchkreuzen und ergänzen die Malerei, krakelige Bleistiftlinien wuseln in einer durch Farbe definierten Form wie feine Windungen in Gehirnmasse, und manchmal folgen Bewegungslinien den Gesten der in die Zweidimensionalität verbannten Figuren - abstrahierte Comics in Aquarell.Fast naiv wirken die Bilder in ihrer oft einfachen Komposition, doch der Betrachter kann spüren, dass dahinter ein Prozess liegt, der Stimmungen und sogar die psychische Verfassung der Künstlerin zum Ursprung hat. "Lebenszeichen" also im wahrsten Sinne des Wortes, die durch schlichte Bildtitel wie "Ja und Nein" unterstrichen werden. Bis 14. Dezember, di.-fr. 11 bis 13 u. 14 bis 17 Uhr, so. 10 bis 13 Uhr. Katalog 10 Euro.

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